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2 | 2016
Schule & wir
LANDESAUSSTELLUNG
26.
August 1346 – nahe des
Dorfes Crécy in Nordfrank-
reich treffen französische
und englische Armeen aufeinander. Trotz der
höheren Truppenstärke der Franzosen und ihrer
Verbündeten zeigt sich an diesem verregneten Tag
sehr schnell die Waffenüberlegenheit der engli-
schen Langbogen. Sie entscheiden diesen Kampf
für England, ein hundertjähriger Krieg wird folgen.
Die Franzosen verzeichnen in dieser Auftaktschlacht
schwere Verluste, vor allem an Adeligen.
Unter ihnen ist auch der böhmische König Johann
von Luxemburg. Er hatte sich mit seinem Sohn Karl
dem französischen König angeschlossen. Während
der blinde Vater Johann sich in den Kampf stürzt um
dort sein Leben zu lassen, schleicht sich Karl heim-
lich vom Schlachtfeld. Der Chronist Jean Froissart
bezeichnete dies später als „schändliche Flucht“,
doch ermöglichte diese Entscheidung Karls seinen
Aufstieg zu einer der glanzvollsten Persönlichkeiten
des Mittelalters – als Kaiser Karl IV. prägt er bis
heute unsere Geschichte.
Bayerisch-Tschechische Landesausstellung
„Der böhmische und römisch-deutsche König Karl
IV. gehört zu den bedeutendsten und facetten-
reichsten Herrschern der böhmischen und deut-
schen Geschichte“, erklärt Dr. Richard Loibl, Direk-
tor des Hauses der Bayerischen Geschichte. Daher
nehmen der Freistaat Bayern und die Tschechische
Republik den 700. Geburtstag Kaiser Karls IV. zum
Anlass, eine gemeinsame Landesausstellung mit
internationalem Rahmenprogramm zu veranstal-
ten. Sowohl in Tschechien als auch in Bayern ist
die Ausstellung zu sehen: bis zum 25. September
2016 in Prag in der Wallenstein-Reithalle und vom
20. Oktober 2016 bis zum 5. März 2017 im Germani-
schen Nationalmuseum in Nürnberg. „Die Ausstel-
lung bietet eine spannungsreiche Präsentation der
Lebens- und Regierungszeit von Karl IV. im Spiegel
des wechselvollen 14. Jahrhunderts“, so Loibl. Eine
kritische Würdigung der Herrscherpersönlichkeit,
seines Herrschaftskonzepts, seiner Bedeutung
für die Residenzstädte Prag und Nürnberg sowie
seiner künstlerischen Repräsentation stehen im
Mittelpunkt. Ein weiterer Schwerpunkt ist die
Wahrnehmung Karls auf tschechischer und deut-
scher Seite bis in die Gegenwart, die eine jeweils
sehr unterschiedliche Sicht zeigt.
Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle, selbst Landes-
historiker, würdigte bei der Eröffnung der Bayerisch-
Tschechischen Landesausstellung in Prag: „Das
enge Miteinander von bayerischen und tschechischen
Kultureinrichtungen ermöglicht diese einmalige
Schau zu Kaiser Karl IV. Zu dieser haben renommier-
te Museen, Galerien und Archive aus Europa und den
Vereinigten Staaten Leihgaben beigesteuert.“
Seltene Kunstwerke des Mittelalters sind in der Landes-
ausstellung zu sehen
Auf den Spuren Karls IV. In Nürnberg gibt es Entdeckungstouren unter dem Motto „Goldene Bulle, Goldene Straße – goldene Zeit?“, speziell für Kinder wird ein Pro- gramm in der Altstadt von Lauf organisiert, aber auch andere Orte an der Goldenen Straße wie Tirschenreuth, Neustadt an der Waldnaab oder Hirschau haben historische Stadtführungen im Programm. Im Germanischen Nationalmuseum erklärt das Kunst- und Kulturpädagogische Zentrum ergänzend zur Landesausstellung die künstlerische Blütezeit unter Karl IV. Zur Landesausstellung wird ein ausführliches Begleitprogramm angeboten: i i www.begleitprogramm-karl-iv.deHerkunft und Bildung
Es waren schwere Zeiten, in die Karl hineingeboren
wurde. Weite Teile Mitteleuropas büßten im 14. Jahr-
hundert infolge von Naturkatastrophen und Pest,
dem „schwarzen Tod“, mehr als ein Drittel ihrer
Bevölkerung ein. Trotzdem gelang es dem Kaiser,
eine kulturelle Blüte an seinem Hof, in Böhmen bis
in die Länder des römisch-deutschen Reiches zu
verbreiten.
Karl IV. wurde am 14. Mai 1316 in Prag als Nach-
komme des Hauses Luxemburg geboren und
auf den Namen Wenzel getauft. Er konnte auf
bedeutende Vorfahren zurückblicken: Sein
Fotos: HdBG