aviso 1 | 2015
DIGITALE WELTEN
COLLOQUIUM
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Therapie der Internetsucht und der
Internetspielsucht
In Deutschland haben sich bereits einige Inter-
netsucht-Ambulanzen etabliert, unter anderem
an den Universitätskliniken Mainz und Tübin-
gen. Wenn keine entsprechende ortsnahe Spezial-
ambulanz zur Verfügung steht, kann man sich
beim Verdacht auf Vorliegen einer Internetsucht
oder Internet-Spielsucht an jeden Facharzt für
Psychiatrie oder Kinder- und Jugendpsychiatrie
wenden oder an die Hausärztin beziehungsweise
den Hausarzt. Da, wie erwähnt, die Mehrheit der
Internet-Abhängigen an einer weiteren psychischen
Krankheit leidet, und da psychische Störungen
sich gegenseitig verstärken können, sollte zu The-
rapiebeginn eine genaue psychiatrische Untersu-
chung erfolgen. Eine nachhaltige Behandlung der
Internetsucht beziehungsweise der Internet-Spiel-
sucht ist nur möglich, wenn parallel vorliegende
andere psychische Störungen ebenfalls behandelt
werden.
Petra versucht, sich zu beruhigen. Wie sie es schon
vor demÜberfall während der letzten beiden Schul-
jahre gerne getan hat, läuft sie zu ihrem Computer,
um ihre Gedanken zu verdrängen und um ihren
Freunden im Forum ihre Sorgen mitzuteilen. Als
sie den Laptop öffnet, fällt ihr wieder ein, dass ja
genau das nicht geht, da sie nicht mehr online ist!
Sie kann ihre neuen Freunde nicht mehr erreichen.
Sie weiß ja nicht einmal, wo sie wohnen und ob die
Namen, die sie im Forum angeben, ihre richtigen
sind. Sind das eigentlich überhaupt Freunde? Und
was ist, wenn sie wichtige Mails nun nicht mehr
erreichten? Sie läuft in die Küche, um ihre Sorgen
statt mit dem Internet mit Schokolade zu betäuben,
doch es ist keine mehr da. Der Kühlschrank ist auch
leer. » Hilfe!« ruft sie. Ihr Herz rast, dann muss sie
sich übergeben. Sie zittert. Sie ist offenbar krank. Sie
hat Todesangst. Angst, das Bewusstsein zu verlieren
oder einen Herzstillstand zu bekommen. Derartige
Ängste hat sie sonst üblicherweise nur auf der Straße,
zumindest seit dem Überfall. Bilder dieses bedroh-
lichen Erlebnisses schießen vor ihren Augen hoch,
es ist ein unerträglicher Zustand. Mit allerletzter
Kraft ruft sie den Notarzt. Dieser kommt schnell,
untersucht sie, gibt ihr eine Beruhigungsspritze
und nimmt sie dann mit in eine Klinik.
Eine PTBS, die allerdings selten nach Gewaltfilm-
konsum, sondern häufiger nach realen Gewalt-
erlebnissen auftritt, lässt sich gut behandeln. Am
besten wirkt eine spezielle Traumapsychotherapie.
links
Mädchen sind »anfälliger« für Social Media.
Foto: www.laurentinews.de