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aviso 3 | 2017

AFRIKA IN BAYERN

COLLOQUIUM

ES FOLGTE EIN

schwieriges Jahr mit Höhen und Tiefen, in dem

ich immer wieder neu versuchte, beruflich auf die Füße zu

kommen. Inzwischen eine frischgebackene deutsche Staats-

bürgerin, spürte ich stark die Last der Erwartungen, die

viele Migrant*innen aus armen, weniger industrialisierten

Ländern bewusst und unbewusst an ihre neue Wahlheimat

und an sich selbst mit sich herumtragen: erfolgreich sein, es

›hier‹ besser machen, als man es zu Hause je geschafft hätte,

die Eltern und andere zu Hause stolz machen, die Verwandt-

schaft mit Geld unterstützen, schließlich ›zurückkehren‹,

mit ›frischen Euronoten‹ investieren und dort Dinge in

Bewegung bringen, von den anderen bewundert werden…

auf jeden Fall: nicht versagen.

Schließlich wagte ich tatsächlich wieder einen Neustart,

zurück in die Wissenschaft und zu dem, was mich wirklich

bewegt – Feminismus und Geschlechterrollen-Forschung.

Ich spürte ganz genau, dass ich – aufbauend auf meiner

Magisterarbeit über feministische Diskurse in der Pop-

Musik – zur befreienden Kraft von Kreativität von und

für Frauen, zu Medien und Frauen oder zu Geschlechter-

rollen und Frauenrechten arbeiten wollte. Bereits als ich

2008 meine Magisterarbeit geschrieben hatte, hatte ich

gespürt, wie mir diese Themen in Fleisch und Blut über-

gegangen waren – nie hatte ich das Gefühl gehabt, mich

quälen zu müssen, wenn ich mich mit ihnen auseinander-

setzen musste. Trotz manch positiver Veränderung ver-

setzte mich die Lage von Frauen in meinem Heimatland

Uganda, die anhaltende Ungleichheit in den meisten gesell-

schaftlichen Bereichen und der andauernde Sexismus oft

in Rage und ich konnte mir sehr gut vorstellen, zusammen

mit ugandischen Frauenrechtler*innen, Aktivist*innen und

Akademiker*innen aus dem Bereich zu arbeiten. Ich schätze

Deutschland dafür sehr, dass es mir ermöglicht hat, die ver-

schiedensten Facetten meines Frauendaseins zu erproben

und auszuleben und dafür nicht unausweichlich von der

Gesellschaft bestraft oder verurteilt zu werden. Meine kla-

ren Vorstellungen davon, neue Möglichkeiten für ugandische

Frauen zu schaffen, gaben mir das Gefühl, auf dem richti-

gen Weg zu sein. So nahm ich mein Promotionsstudium an

der Universität Bonn auf. Im Jahr 2013 entschied ich mich

dafür, von Bonn nach Bayreuth zu ziehen. Hier begann meine

Beziehung zur Bayreuth International Graduate School of

African Studies (BIGSAS), dem Graduiertenkolleg der Uni-

versität Bayreuth.

BIGSAS als Forschungsfamilie und Brückenbauerin

Meine Entscheidung, der BIGSAS beizutreten, beruhte dar-

auf, dass ich in Bonn den typischen Promotionsalltag erleb-

te, wo ich die meiste Zeit mit meinen Gedanken allein war

und außer dem Austausch mit meiner Doktormutter und

der gelegentlichen Teilnahme an Kolloquien kaum Feed-

back für die eigene Arbeit bekam. Was BIGSAS an inter-

oben

Anne Kansiime und ihr damaliger Minibuzz Co-Moderator Brian Mulondo bei einem Interview mit der Autorin in Kampala, Uganda, 2013.

darunter

Linda Besigiroha März 2014 in Kampala, Uganda, mit einem Teil des Minibuzz Teams, eine Fernsehshow, als dessen Mitglied die Komikerin

Anne Kansiime bekannt geworden ist.

miatv.co/miatv/minibuzz/

rechts

Linda Besigiroha mit Professor Dr. h.c. Ngu- g - wa Thiong’o, dem kenianischen Schriftsteller und seiner Gattin Njeeri wa Ngu- g -  

anlässlich der feierlichen Verleihung der Ehrendoktorwürde an ihn durch die Universität Bayreuth auf Vorschlag der BIGSAS im Mai 2014. 

Rechts Lydia Nakayenze-Schubert, die an der Entwicklung eines Pflanzenschutzmittels für den Weinbau aus ugandischen Heilpflanzen mitwirkt.

rechts daneben

Linda Besigiroha mit Kiswahili Dozent (Colombia University) und NYASA Vorstandsmitglied, Mwalimu Abdul Gulu Nanji Ph.D.,

während der 36. Konferenz der New York African Studies Association (NYASA).