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aviso 3 | 2017
AFRIKA IN BAYERN
RESULTATE
VON DER »RÜSTKAMMER«
ZUM KLIMASTABILEN KUBUS
BAUBOOM BEI DEN STAATLICHEN ARCHIVEN
Text:
Christian Kruse
und
Margit Ksoll-Marcon
WIE MÖCHTE EIN
Archivale wohnen? Noch im 19. Jahr-
hundert dachte man, Archivalien brauchen wie Som-
merfrischler Licht und Luft. Weit gefehlt: Sie lieben die
Dunkelheit und halten sich am liebsten in konstanter
Kälte und Luftfeuchte auf. Statt prachtvoller Villen mit
großen Fenstern wie das Staatsarchiv Bamberg wer-
den daher heute – nicht immer zur Freude der Anwoh-
ner – neue Archive als fensterlose Kuben gebaut. Dabei
ist eine Konservierung des kostbaren schriftlichen Kul-
turerbes im Interesse der Allgemeinheit. Und nach allen
Regeln der Archivwissenschaft sind eben solche Zweck-
bauten die beste Form der Aufbewahrung von Archivgut.
Archive sind von ihrer Etymologie her Institutionen, die über
die Aufbewahrung originärer Dokumente wachen. Sie sind
Hüter authentischer Geschichts- und Rechtsquellen. Die
Überlieferung der Staatlichen Archive Bayerns reicht vom
Jahr 777 bis in das beginnende 21. Jahrhundert. Dieses ein-
malige schriftliche Kulturgut, in der Regel hervorgegangen
aus der Tätigkeit von Behörden und Gerichten samt deren
Vorgängerinstitutionen, umfasst Urkunden, Amtsbücher,
Akten, Karten, Pläne, Fotografien, Filme, Flugblätter, Pla-
kate, Dateien und Datenbanken. Alle zusammen spiegeln
Verwaltungshandeln der Vergangenheit wider, machen es
sichtbar und nachvollziehbar. Archive sind somit nicht nur
Reservoirs für vielfältige historische Fragestellungen, son-
dern sie geben auch Rechtssicherheit. Für die Aufbewahrung
dieses schriftlichen Gedächtnisses gelten besondere Anfor-
derungen sowohl an die sichere Verwahrung als auch an das
geeignete Magazinklima. Beides trägt dazu bei, die Archiva-
lien so lange wie möglich, am besten auf Dauer, zu erhalten.
Archive verwahrten jahrhundertelang die Rechtstitel ihrer
Träger, der Landesherren, Klöster, Domkapitel und sonsti-
ger Privilegierter. Sie besaßen den Rang von »Armarien«,
von Rüstkammern, und waren daher in herrschaftlichen
Gebäuden, in Schlössern und Klöstern, untergebracht. Teil-
weise werden auch heute noch gerne Archive mit diesen Ge-
bäuden assoziiert.