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Grafenfamilie Treuberg. 1927 hat dann die St. Josefskongregation
Ursberg den umfangreichen Komplex mit angrenzenden Liegenschaf-
ten erworben, das Kloster wiederbelebt und ein Heim für geistig behin­
derte und alte Menschen eingerichtet. Seit 1996 betreibt das Domini-
kus-Ringeisen-Werk auf dem überwiegenden Teil des Klostergeländes
Einrichtungen für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinde-
rung, mit Körperbehinderung, Autismus oder erworbener Hirnschä-
digung. Sie leben hier in Wohngruppen, gehen in Werk- und Förder-
stätten Ausbildung und Beschäftigung nach und produzieren unter
anderem auch Waren für den Laden Kloster Holzen, in dem Keramik-
waren, Holzartikel, Gemälde, Grußkarten, dazu selbstgemachte Säfte
aus dem eigenen Obstgarten, Liköre sowie Honig von den Holzener
Bienen verkauft werden.
DIE KLOSTERKIRCHE – ein Kleinod des Barocks von Franz Beer –
dient heute als Pfarrkirche. In Teilen des Klostergebäudes gehen vier
Schwestern der Ursberger Kongregation weiterhin ihrem kontempla-
tiven Ordensleben nach. Die restlichen Bereiche der historischen Bau-
lichkeiten sind behutsam zu einem Hotel, zu Tagungsräumen und –
davon soll hier schwerpunktmäßig die Rede sein – zu einem Kloster­
gasthof umgestaltet worden. Letzterer, untergebracht in einem ehema-
ligenWirtschaftsgebäude von 1720, beeindruckt zunächst durch seine
baukünstlerische Qualität: Schon beim Eintritt fällt das hohe, von
schlanken Rundsäulen getragene Gewölbe mit seiner feinen, pastell-
farbenen Rankenmalerei ins Auge. Ausstattung und Einrichtung sind
hochwertig, solide und einladend, in warm-dunkelrötlichemHolz gear-
beitet. Eine Einkehr also, die rundum zumNiederlassen und Genießen
einlädt.
Bei unserem jüngsten – österlichen – Besuch haben wir uns zu viert
durch die höchst anregende Speise- und Getränkekarte geschlemmt:
Uns erwartete ein saisonal ausgerichtetes Angebot mit ländlich-
schwäbischen Anklängen. Dabei konnten wir uns ganz besonders über
das Talent der Küche bei der variantenreichen Auswahl der Zutaten
und ihre besondere Zusammenstellung freuen. Schon bei den Vor-
speisen fanden wir die Tafelspitzsülze in einer perfekten Konsistenz
vor; das Forellenfilet, lauwarm und mit angenehmem Räucheraro-
ma war begleitet von wohlabgestimmtem Preiselbeer-Rahm. Delikat
waren auch die gebratenen Pilze zusammen mit einer begleitenden
Salatvariation sowie die mit Ginsahne verfeinerte Bärlauchcreme-
suppe. Als Hauptspeise gab es Zanderfilet auf einem Bett von Speck-
wirsing, ergänzt durch einen vorzüglichen Paprikaschaum, Forelle
»Müllerin« sowie Rahmfilet mit Spätzle. Der vegetarische Parmesan-
kuchen mit getrüffelten Rahmpilzen war in gleicher Weise überzeu-
gend.
NACH DIESER KULINARISCHEN Erfahrung wollten wir anschlie-
ßend keinesfalls auf ein Dessert verzichten. Treibende Kraft war die
Neugier auf das Kloster Holzener Tiramisu in seiner besonderen
Variante mit Waldmeisterbisquits auf Himbeerspiegel und das Rhabar-
ber-Erdbeerparfait. Eine gute Entscheidung! Der freundliche Service,
die angenehme Gastlichkeit des Hauses und der privilegiert mitten im
Ensemble gelegene Biergarten seien extra und positiv erwähnt, ebenso
der anschließende Gang durch die Hotel- und Tagungsgebäude, zu dem
uns Restaurantleiter Mike Nitzschke noch einlud und bei dem wir die
sanierten und umgenutzten Klostergebäude aus erster Hand besichtigen
durften.
EINKEHR
D I E S C H Ö N S T E N D E N K M A L G E -
SCHÜTZTEN WIRTSHÄUSER UND GAST-
HÖFE IN BAYERN SIND (NOCH) NICHT
SO BE K ANN T W I E V I E L E UNSER ER
SCHLÖSSER, BURGEN UND KIRCHEN.
DAS MUSS SICH ÄNDERN! IN »aviso
EINKEHR« STELLEN WIR IHNEN DES-
HALB DIE SCHÖNSTEN KULINARISCH-
BAVARISCHENMUSENTEMPEL VOR: ALLE
RESPEK TABLE UND AUTHENT I SCHE
ZEUGNISSE UNSERER REICHEN BAU-
KULTUR UND: IN ALLEN KANN MAN HER-
VORRAGEND ESSEN, IN MANCHEN AUCH
ÜBERNACHTEN.
Wegbeschreibung
Es gibt viele Möglichkeiten, die Lage von Kloster
Holzen zu beschreiben: auf einer Anhöhe zwischen
Augsburg und Donauwörth mit Blick über Schmut-
ter- und Lechtal. An der Romantischen Straße,
einer der bekanntesten und beliebtesten Ferienstra-
ßen in Deutschland. Auf dem Jakobsweg, auf dem
bereits im 11. Jahrhundert Gläubige nach
Santiago de Compostela pilgerten. Mitten in der
Natur und doch gut erreichbar...
GPS Daten:
Breite: 48°36’15.22’’N | Länge: 10°48’52.03’’E
Vom nächstgelegenen Bahnhof Nordendorf bringt
Sie ein Shuttleservice in 5 Minuten zum Hotel.
Kloster Holzen Hotel GmbH
Klosterstraße 1 | 86695 Allmannshofen
Telefon: 08 273 . 99 59-
Sommeröffnungszeiten:
Von April bis 01. November, Montag-Freitag:
11:00 Uhr bis 23:00 Uhr
Warme Küche: 11:30-14:00 Uhr und 17:30-21:30 Uhr
Winteröffnungszeiten:
Vom 02. November bis Ende März, Montag-Freitag:
17:30 Uhr bis 23:00 Uhr
Warme Küche: 17:30-21:30 Uhr
An den Wochenenden:
Ganzjährig, Samstag & Sonntag: 11:00-23:00 Uhr
Warme Küche: 11:30-14:00 Uhr und 17:30-21:30 Uhr
Eine Reihe von bayerischen Klöstern gelten aktu-
ell als denkmalpflegerische Problem-, manchmal
auch Notfälle. In Kloster Holzen dagegen ist die
erfolgreiche Weiternutzung gelungen. Der um-
fangreiche Gebäudebestand des Areals, seine ge-
schichtliche Bedeutung und seine Eigenschaft als
geistiges, soziales und wirtschaftliches Zentrum
ist erhalten und überall auf demGelände sichtbar.
Holzen hat als Lebensort, Begegnungsstätte und
Genusspunkt eine aussichtsreiche Zukunft.
Martin Wölzmüller ist seit 2003 Geschäftsführer
und Vorstandsmitglied des Bayerischen Landes-
vereins für Heimatpflege.