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Die Entstehung von Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus

Einsichten und Perspektiven 2 | 17

dürfte jedoch in dieser Hinsicht eine Beschreibung als

„Konfliktgeschichte“ eher angemessen sein.

Ein offenerer Umgang mit der NS-Vergangenheit ent-

wickelte sich erst, nachdem aktuelle rechtsextremistische

Bestrebungen und antisemitische Tendenzen verstärkt

auftraten. Nach den Kölner Synagogenschmiereien an der

Jahreswende 1959/60, die Hunderte von Nachfolgetaten

auslösten, wurden beispielsweise neue Richtlinien für den

Schulunterricht verabschiedet, die eine ausführlichere

Behandlung der Zeit des Nationalsozialismus vorsahen,

und die außerschulische politische Bildung intensiviert.

31

Die großen Mahn- und Gedenkstätten in der DDR

sollten nach innen durch die Heroisierung des kommu-

nistischen Widerstandes gegen das Naziregime und den

Verweis auf die Befreiung durch die siegreiche Sowjet-

31 Vgl. Wolfrum (wie Anm. 2), S. 180.

armee den Gründungsmythos eines neuen, besseren

Deutschlands unter der Führung der SED beglaubigen,

während nach außen die Bundesrepublik als kapitalisti-

scher Nachfolgestaat des Naziregimes bezeichnet wurde,

in dem weiterhin Mitglieder der NS-Funktionseliten an

führender Stelle tätig waren. Durch das einseitig auf den

kommunistischen Widerstand ausgerichtete Geschichts-

bild wurde die Bedeutung des Widerstandes anderer

Personen, Gruppen und politischen Richtungen margi-

nalisiert und verdrängt. Der rassistische Charakter der

nationalsozialistischen Verfolgung wurde dabei völlig

ausgeklammert.

Buchenwald: Über 50.000 ehemalige Häftlinge aus 18 Nationen kamen

zur Einweihung der Gedenkstätte Buchenwald, die am 14. September 1958

nach siebenjähriger Bauzeit eröffnet wurde. Im Bild das Mahnmal auf der

Südseite des Ettersbergs

Foto: sz-photo/Max Scheler

Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsen-

hausen, Aufnahme aus dem Jahr 1991

Foto: ullstein bild – Zentralbild