Table of Contents Table of Contents
Previous Page  36 / 40 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 36 / 40 Next Page
Page Background

36

Memory_Karten.indd 34

23.02.18 07:18

MOTIV 33:

WALHALLA

Unweit von Regensburg thront hoch über der Donau ein Gebäude, das an einen antiken Tempel erinnert: die Walhalla. Der baye-

rische König Ludwig I. eröffnete sie im Jahr 1842 als Ruhmeshalle. Büsten und Gedenkplatten im Innenraum der Walhalla sollen

an bedeutende deutschsprachige Persönlichkeiten erinnern. In einer Zeit, in der es keinen deutschen Nationalstaat gab, war es

die Absicht Ludwigs I., ein Nationaldenkmal als einen deutschen Gedächtnisort zu schaffen. Der Name „Walhalla“ leitet sich aus

der germanischen Sagenwelt ab: Walhall ist dort der Ort, an dem sich die gefallenen Krieger befinden. Doch erinnert die Walhalla

bei Donaustauf keineswegs nur an gefallene deutsche Soldaten oder Feldherren, sondern auch an bedeutende Künstler, Wissen-

schaftler und Politiker.

Mit dem Bau beauftragte der kunstsinnige Ludwig I. seinen

Lieblingsarchitekten, Leo von Klenze. Dieser nahm sich das

Parthenon auf der Athener Akropolis zum Vorbild und errich-

tete innerhalb von zwölf Jahren (1830–1842) die Anlage bei

Donaustauf. Der nationale Charakter der Walhalla kommt nicht

nur durch die Vorgabe zum Ausdruck, ausschließlich Persön-

lichkeiten „teutscher Zunge“ zu ehren, sondern auch in der ar-

chitektonischen Ausgestaltung des Bauwerks. So findet sich im

Innern ein umlaufender Fries, der die Geschichte der Germanen

darstellt, und das Giebelfeld zeigt die Schlacht im Teutoburger

Wald sowie Germania als Personifikation Deutschlands.

Auch nach dem Tod von Ludwig I. im Jahr 1868 wurden

durch die Aufstellung von Büsten in der Walhalla bedeutende

deutschsprachige Persönlichkeiten geehrt. Derzeit (Stand:

2018) befinden sich dort 130 Büsten – davon nur sechs Frauen.

Seit ein paar Jahren wird versucht, dem starken Ungleich-

gewicht zwischen den Geschlechtern entgegenzuwirken: So

wurden mit den Bildnissen von Sophie Scholl und Edith Stein

eine Widerstandskämpferin und eine Verfolgte aus der Zeit des

Nationalsozialismus in der Walhalla platziert. Die Entscheidung,

welche Personen neu in die Ruhmeshalle aufgenommen wer-

den, trifft heute der Bayerische Ministerrat. Vorschläge kann

jeder einreichen. Aber Achtung: Im Zweifel muss der Vorschla-

gende die Anfertigung und Aufstellung der Büste selbst zahlen.

Walhalla

(Walhallastr. 48, 93093 Donaustauf)

www.schloesser.bayern.de

www.hdbg.eu

Die Walhalla bei Donaustauf wurde 1842 zum Gedenken an bedeutende

deutschsprachige Persönlichkeiten errichtet,

© Fotoarchiv Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten

und Seen