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MOTIV 1:

MAIBAUM UND TRACHT

In vielen bayerischen Gemeinden steht auf einem zentralen Platz der Maibaum. Nicht selten ist der bis zu 40 Meter hohe Holz-

stamm in den Farben Bayerns (weiß und blau) oder Frankens (weiß und rot) bemalt, durch Bänder verziert und mit Holzfiguren

geschmückt. Er wird alljährlich am 1. Mai feierlich aufgestellt – sofern er nicht vorher geklaut wurde. Denn der Diebstahl des

Maibaums hat Tradition. Nicht selten sind es die Burschen aus dem Nachbardorf, die dafür verantwortlich sind und die für die

Rückgabe Brotzeit und Bier verlangen.

Woher das Brauchtum des Maibaumaufstellens kommt, ist

umstritten. Eine Stadtansicht von Starnberg aus dem 16.

Jahrhundert zeigt erstmals einen Maibaum in Bayern. Jedoch

galt der Brauch lange Zeit als „unflätig“ sowie „unchristlich“

und war daher offiziell verboten. Erst im 19. Jahrhundert wurde

das Ritual wieder zugelassen. Spätestens nach dem Zweiten

Weltkrieg entwickelte sich das Maibaumaufstellen zu einer

festen Tradition in vielen bayerischen Gemeinden, wobei sich

Aufstellen und Aussehen des Maibaums von Dorf zu Dorf

unterscheiden.

Mit bayerischem Brauchtum werden nicht nur der Maibaum,

sondern auch Lederhose, Lodenweste, Hut und Dirndl ver-

bunden. Das, was heute als „die bayerische Tracht“ angesehen

wird, hat sich aus verschiedenen traditionellen alpenländischen

Bekleidungen entwickelt. Ursprünglich gab es eine Vielzahl

unterschiedlicher bäuerlicher Trachten in den Regionen Bay-

erns. Die im 19. Jahrhundert entstandene Trachtenbewegung

trug nicht nur zur Pflege der historischen Bekleidungsstile bei,

sondern schuf durch die Zusammenstellung unterschiedlicher

Elemente auch neue Trachten.

Einheimische, Zugereiste und Touristen finden heutzutage in

Bekleidungsgeschäften eine ganze Fülle an „Trachtenmode“, die

sich zwar an „der“ bayerischen Tracht orientiert, aber in Bezug

auf Farben, Stoffe und Schnitte aktuellen Modetrends folgt.

Somit sind die wenigsten Trachten, die man auf bayerischen

Volksfesten – wie zum Beispiel dem Münchner Oktoberfest –

sieht, tatsächlich „historisch“. Gleichwohl prägen sie inter-

national das Bild von Bayern und seinem Brauchtum.

Trachtenkulturmuseum

(Holzhausen 1, 84144 Geisenhausen)

Trachtenmuseum

(Spitalgasse 13, 97199 Ochsenfurt)

www.br.de

www.historisches-lexikon-bayerns.de

Maibaum mit Paar in bayerischer Tracht,

© Monika Geßl, Blickpunktwechsel

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