9
Memory_Karten.indd 7
23.02.18 07:18
MOTIV 6:
KARL VALENTIN
Der bedeutendste bayerische Komiker des 20. Jahrhunderts war Karl Valentin. Sein Markenzeichen bildete eine Mischung aus
Mundart, Musik und einem besonderen Humor. Damit prägte er Schriftsteller und Kabarettisten wie Bertolt Brecht, Loriot und
Gerhard Polt.
Karl Valentin hieß eigentlich Valentin Ludwig Fey. Er kam 1882
in München zur Welt. Nach seiner Schulzeit, die er später als
eine „siebenjährige Zuchthausstrafe“ bezeichnet hatte, machte
er eine Ausbildung zum Schreiner und lernte nebenher Zither
zu spielen. Ab 1897 trat er als Komiker auf – zunächst nur vor
kleineren Gesellschaften. Nach ersten Erfahrungen auf der
Bühne besuchte Karl Valentin eine Varieté-Schule und betätigte
sich in der Folge als Volkssänger und Musikkomiker. Charak-
teristisch waren seine bayerisch-Münchner Mundart und sein
düsterer, teils absurder Humor. Der Weg zum Erfolg verlief für
Karl Valentin nicht schnurgerade: Häufig verdiente er nicht
genügend Geld, um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Erst
nach vielen Jahren gelang ihm der Durchbruch.
Ab den 1910er-Jahren trat Karl Valentin in München zusammen
mit der Sängerin Liesl Karlstadt auf. In der Zeit der Weimarer
Republik feierte das Duo große Erfolge. Es war nicht nur in
München, sondern auch in Nürnberg, Zürich, Wien oder Berlin
zu sehen. Neben Auftritten auf Theaterbühnen wirkten beide
auch in den damals neuen Medien „Film“ und „Rundfunk“ mit.
Während des Nationalsozialismus erlebten Karl Valentins und
Liesl Karlstadts Karrieren herbe Rückschläge: Ein teures Projekt
erwies sich als Publikumsflop, einer ihrer Filme wurde von den
Machthabern verboten und Karlstadt erkrankte. Im Krieg und
in der Nachkriegszeit brachen für Karl Valentin die Einkünfte
weg. Sein schwarzer Humor traf immer weniger den Ge-
schmack des Publikums – seine Radiosendung wurde schließ-
lich nach Protesten gar abgesetzt. Ihm gelang es nicht mehr,
an frühere Erfolge anzuknüpfen. Karl Valentin verstarb 1948,
nachdem er sich während eines Gastspiels bei der Übernach-
tung in einer ungeheizten Garderobe eine Lungenentzündung
zugezogen hatte.
Der Humor von Karl Valentin und Liesl Karlstadt war für viele
andere Künstler stilprägend. Bisweilen wird er mit internationa-
len Größen wie Charlie Chaplin verglichen.
–
–
Valentin-Karlstadt-Musäum
(Im Tal 50, 80331 München)
–
–
„Liesl Karlstadt und Karl Valentin“,
BR-Fernsehfilm 2008
–
–
www.karl-valentin.de–
–
www.br.deSilhouette einer Skulptur, die den Komiker Karl Valentin zeigt,
der bayerische Mundart, Volksmusik und Humor miteinander verband,
© Blickpunktwechsel