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23.02.18 07:18

MOTIV 3:

FLÖSSEREI

Über viele Jahrhunderte war das Floß eines der wichtigsten Verkehrsmittel in Bayern. Angesichts schlechter Straßen ließen sich

Waren über längere Strecken einfacher und schneller auf Flüssen transportieren. Dazu eigneten sich besonders gut Flöße – also

Plattformen, die aus zusammengebundenen Holzstämmen bestanden. Das zu ihrem Bau benötigte Holz war in vielen Regionen

reichhaltig vorhanden. Mitunter war das Holz der Flöße selbst der Rohstoff, der transportiert werden sollte. Auf den schwimmen-

den Plattformen wurden aber auch Steine, Lebensmittel oder andere Waren verschifft. Zudem dienten die Flöße zum Transport

von Personen.

Das Handwerk der Flößer war anstrengend und gefährlich, ver-

sprach aber auch gutes Geld. Allerdings war die Beschäftigung

stark von der Wirtschaftslage abhängig. Wenn keine Waren zu

transportieren waren, mussten Flößer nicht selten nebenher

etwa in der Forstwirtschaft arbeiten, um ihren Lebensunterhalt

zu verdienen.

Flößerei wurde in fast allen Regionen Bayerns betrieben –

insbesondere auf Main und Donau sowie deren Nebenflüssen.

Im Frankenwald etwa gab es die Flößerei spätestens seit dem

12. Jahrhundert. Holz aus dieser Region gelangte über Bäche

und Flüsse ins Rhein-Main-Gebiet und bis nach Amsterdam. In

Oberbayern waren die Isar und in Schwaben die Iller wichtige

Transportwege. Die Errichtung von Gebäuden wie der Münch-

ner Frauenkirche wäre ohne den Transport von Holz und Stein

per Floß nicht möglich gewesen. Noch in den 1860er-Jahren

kamen täglich bis zu 20 Flöße in München an.

Die Zeit der Flößerei ging Anfang des 20. Jahrhunderts zu Ende.

Viele Straßen waren nun gut ausgebaut, und die Eisenbahn

konnte Waren günstiger und schneller transportieren. Zudem

wurden für die Stromerzeugung teilweise größere Mengen

Wasser abgezweigt und Flüsse aufgestaut, sodass diese nicht

mehr für Flöße befahrbar waren. Heute werden Floßfahrten nur

noch als Touristenattraktionen angeboten.

Flößermuseum Lechbruck

(Weidach 8–10, 86983 Lechbruck am See)

Flößermuseum Unterrodach

(Kirchplatz 8, 96364 Marktrodach)

www.historisches-lexikon-bayerns.de

www.floesserstrasse.eu

Flößer auf Main bei Würzburg, Juli 1950,

© Haus der Bayerischen Geschichte