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MOTIV 2:
GEIGENBAU
In der oberbayerischen Gemeinde Mittenwald werden seit dem 17. Jahrhundert Geigen hergestellt. Begründet wurde diese
Tradition von Mathias Klotz (1653–1743), der in Italien den Musikinstrumentenbau gelernt hatte und nach seiner Ausbildung um
1685 in seine Heimat zurückkehrte. Die waldreiche Region im Karwendelgebirge bot Klotz die geeigneten Hölzer für den Bau von
hochwertigen Geigen. Für eine gute Geige werden ausgewählte Fichten- und Ahornstämme benötigt.
Die Qualität des Holzes und die der verwendeten Lacke sowie
die handwerkliche Kunst des Instrumentenbauers sind ent-
scheidend für den Wohlklang einer Geige. In Mittenwald waren
nicht nur die nötigen Rohstoffe vorhanden, die Gemeinde lag
auch an einer wichtigen Handelsroute über die Alpen. Dadurch
konnten die hier hergestellten Produkte sowohl in den Süden
als auch in den Norden Europas gelangen. Diese Faktoren
führten dazu, dass sich in Mittenwald der Geigenbau etablier-
te. Neben Mathias Klotz und seinen Angehörigen übten bald
auch andere Familien dieses Handwerk aus: die Baaders, die
Hornsteiners, die Jais’, die Neuners.
Im 18. Jahrhundert zählte Mittenwald über 90 Geigenbauer,
häufig spezialisiert auf einzelne Teile von Geigen. Ein Jahr-
hundert später setzte jedoch der Trend zu industriell herge-
stellter und preisgünstiger Massenware ein. Dieser schien den
Niedergang des traditionellen Handwerks einzuläuten. Um die
Qualität des Mittenwalder Instrumentenbaus hochzuhalten
und um begabte Handwerker in diesem Fach ausbilden zu las-
sen, gründete schließlich der bayerische König Maximilian II. im
Jahr 1858 eine Geigenbauschule. An dieser wird bis heute der
Bau von Geigen sowie anderen Streich- und Zupfinstrumenten
gelehrt. Bereits die Aufnahme an der international renommier-
ten Einrichtung gilt als Auszeichnung. Die Plätze sind stark
begrenzt und sehr begehrt. In Mittenwald üben derzeit etwa
zehn selbstständige Geigenbaumeister ihr Handwerk aus. Ein
Museum erinnert an die lebendige Tradition des Mittenwalder
Instrumentenbaus und gewährt Einblicke in die Werkstatt eines
Geigenbauers.
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Geigenbaumuseum Mittenwald
(Ballenhausgasse 3, 82481 Mittenwald)
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www.geigenbaumuseum-mittenwald.de–
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www.alpenwelt-karwendel.deGeigen in der Werkstatt eines Mittenwalder Geigenbauers,
© Geigenbau Leonhardt Mittenwald