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Schule nicht zum Ort der politischen Willensbildung machen
Bei alledem gilt es auch, ein paar grundsätzliche Dinge zu beachten: So wie Schule ein Ort der politi-
schen Bildung ist, ist sie zugleich jedoch
kein
Ort der politischen Willensbildung: Natürlich gehört es zur
notwendigen, politischen Willensbildung unserer Gesellschaft, dass die Überzeugungen von Einzelnen,
Gruppen oder Parteien verbreitet werden. Würdet ihr dies jedoch als SMV oder als Schülervertreter tun,
so wäre diese nicht mehr für anders denkende Mitschüler offen.
Deshalb heißt es im Gesetz, dass in der Wahrnehmung des Rechtes auf freie Meinungsäußerung im
Unterricht der sachliche Zusammenhang zu wahren ist (Art. 56 Abs. 3 BayEUG), und politische Wer-
bung ist auf dem Schulgelände ohnehin nicht zulässig (Art. 84 Abs. 2 BayEUG). Deshalb darf euch z. B.
auch kein Schulleiter eine Veranstaltung
„gegen Links“
oder
„gegen Rechts“
genehmigen, weil ihr euch
damit gegen einen Teil des demokratischen Meinungsspektrums richtet. Und staatliche Institutionen,
wie z. B. Schulen, sollten nicht dazu missbraucht werden, Menschen gegen Andersdenkende aufzu-
bringen. Daher dürft ihr selbstverständlich über die Gefahren von linkem oder rechtem
Extremismus
aufklären. Vermeidet es aber in jedem Fall, Mitschüler, die politisch anderer Meinung sind als ihr, vor-
schnell oder gar aggressiv in eine politische Schublade einzuordnen. Wer für soziale Gerechtigkeit
eintritt, ist deshalb nicht gleich ein
„Kommunist“
, und wer sein Vaterland liebt, ist nicht
„rechtsextrem“
.
Tipps und Tricks
Ein Projekttag zum Thema „Demokratische und soziale Traditionen in Deutschland“ bspw. würde
sicher für alle Schüler positive Identifikationsmöglichkeiten bieten und manche positive Über-
raschung bereithalten. Mit einer solchen Veranstaltung würdet ihr euch also neue Kenntnisse
verschaffen und zugleich demokratische Werte wirksamer vermitteln, als es möglich ist, wenn
man nur zum Ausdruck bringt, wogegen man ist.
Wichtig ist es auch, sich beim Sammeln von Informationen stets zu vergegenwärtigen, dass
jeder Autor, auch der einer Zeitung oder einer staatlich geförderten Publikation, eine Meinung
vertritt. Informiert euch also stets aus vielen verschiedenen Quellen und vergleicht die darin ent-
haltenen Informationen. Aus dem bequemen Schwarz-Weiß-Bild,
„gut“
oder
„böse“
,
„richtig“
oder
„falsch“
, wird dann womöglich ein unklares Grau. Das macht die Sache unbequem, aber
spannend!
Fühlt euch also zur Arbeit in Parteien und politischen Organisationen ermuntert. Mit einem Hineintragen
von deren Themen und Positionen in die SMV-Arbeit könntet ihr aber als Ableger von politischen
Jugendorganisationen wahrgenommen werden und damit möglicherweise Mitschüler abschrecken,
die zwar an den eigentlichen Aufgaben eines Schülervertreters interessiert sind, sich aber keinem poli-
tischen Anpassungsdruck aussetzen wollen.
Diskutiert diese in der Tat schwierigen Fragen – offen und unvoreingenommen. Einige Hintergrundinfor-
mationen findet ihr im nächsten Abschnitt
→
3.2 „Schüler mit Verantwortung! Wie Rechte und Pflichten
Gemeinschaft ermöglichen“.
Zum Weiterlesen
Rosenberg: Konflikte lösen durch gewaltfreie Kommunikation. Herder. 2007