„Loslassen und Vertrauen“ – Wie gehe ich
mit dem Auslandsaufenthalt meines Kindes um?
Eltern erzählen von ihren Erfahrungen
Petra und Gerd
Maier
(Kirchberg im
Wald)
Wir haben als Eltern
den Wunsch nach einem Auslandsauf-
enthalt immer unterstützt. Denn wir
finden es wichtig, dass unsere Tochter
andere Kulturen und Gesellschaftsord-
nungen kennenlernt. Dies fördert
das interkulturelle Verständnis
und das Denken in internatio-
nalen Zusammenhängen.
Während ihres Aufenthalts in
Ungarn waren wir regelmäßig
über WhatsApp und Skype in
Kontakt und konnten an ihrem
neuen Leben teilhaben. Wir haben
unsere Tochter zum Ende des Aus-
tauschjahres in Ungarn besucht und
gespürt, wie sehr sie sich an die neue
Umgebung angepasst hat. Dies ist
sicherlich nicht einfach für ein
16-jähriges Mädchen. Aber gerade
das bereichert die Entwicklung eines
jungen Menschen sehr. Wir haben
nach einem Jahr eine noch selbststän-
digere und erwachsene Tochter in die
Arme genommen. Schön, dass es
den Schüleraustauch gibt. Wir haben
zwischenzeitlich selbst für eine kurze
Zeit einen Austauschschüler aus
den USA bei uns aufgenommen und
können positiv über diese Erfahrung
berichten. Es ist ein sehr großer Ge-
winn für die Familie. Ausprobieren
lohnt sich auf jeden Fall.
Christiane Caspary
und Armin
Zemann-Caspary
(München)
Wir als Eltern fanden es
eine sehr gute Idee, dass
unser Sohn für ein Jahr ins Ausland
geht. Bei der Wahl des Landes wäre
Brasilien zunächst nicht unsere erste
Wahl gewesen. Doch unser Kind war
hier sehr entschieden, und seine
Begeisterung für genau dieses Land
hat es uns leicht gemacht, seinen
Wunsch zu unterstützen. Ganz beson-
ders ist dann natürlich der Tag, an dem
das Kind zurückkommt. Unsere Vor-
freude war so groß, dass wir manchmal
das Gefühl hatten, wir können es kaum
noch aushalten. Und zwischendurch
war die Zeit manchmal lang geworden.
Dennoch würden wir das Auslandsjahr
empfehlen – aber nur, wenn der
Jugendliche für sich diese Entschei-
dung klar getroffen hat. Das Kind muss
wählen − denn jede Herausforderung
muss es im Ausland alleine meistern.
Hannelore Jorda
(Geretsried)
Zunächst hielt ich
den Wunsch meiner
Tochter, ein Austauschjahr in Japan zu
verbringen, für eine fixe Idee. Bis mir
klar wurde, sie meint das ernst. Mich
hat der Gedanke erst sehr beunruhigt,
doch als dann aber die Vorbereitungen
für das große Abenteuer losgingen,
waren meine Bedenken weg. Ich
wusste, meine Tochter wird dieser
Herausforderung gewachsen sein.
Um ihr einen besonders guten Start
zu ermöglichen, habe ich mich gleich
um einen Intensivsprachkurs geküm-
mert. Meine Schlüsselwörter waren
„loslassen“ und „vertrauen“. Meine
Tochter hatte eine tolle Zeit, eine zweite
„Familie“ und eine Menge neuer
Freunde gewonnen, zu denen sie noch
immer Kontakt hält. Ich kann Eltern
nur darin bestärken, ihr Kind in
diesem Wunsch zu unterstützen.
16 | Schule & wir |
Mama, ich bin dann mal weg