Den Schritt gemeinsam wagen
Die Entscheidung für ein Internat
ist ein gravierender Einschnitt ins
Familienleben. Auch für die ehemalige
Skirennläuferin Katja Weber (früher Seizinger), die das Internat Hohen-„Die Anfangszeit im Internat war
definitiv ein Kampf für alle Beteiligten,
nach einem Jahr habe ich die Flucht
zurück nach München ergriffen. Dann
wurde mir bewusst, dass ich es ohne
Unterstützung aus dem Internat nicht
schaffen würde, mein Abi zu machen.
Ohne diese „zweite Familie“ wäre ich
heute nicht dort, wo ich jetzt stehe.“
Warum entscheiden sich Eltern und
Kind für ein Internat?
„Ich reise beruflich sehr viel und bin
alleinerziehend. Eine andere Mutter,
der es ähnlich ging, empfahl mir das
Max-Josef-Stift. Heute bin ich sehr
glücklich, meine Tochter diesem Inter-
nat anvertrauen zu können“, erzählt
Sabin Blessing, deren Tochter Vivien
diese Schule schon seit vier Jahren
besucht. Vivien selbst kommt damit gut
klar: „Das Leben im Internat hat wahn-
sinnig viele positive Aspekte. Manches
nervt natürlich auch, aber das ist nor-
mal.“ Die Gründe, sich für ein Internat
zu entscheiden, sind vielfältig. Manch-
mal wünscht sich ein Kind selbst den
schulischen Neustart im Internat. Ab
und zu gehen Eltern diesen Weg, weil
sie Unterstützung suchen bei der schu-
lischen Förderung oder bei der Persön-
lichkeitsentwicklung ihres Kindes.
Manche Eltern müssen beruflich oft
umziehen oder für einige Jahre ins
Ausland und wünschen sich eine kon-
tinuierliche Schulbildung und Freund-
schaften für Tochter oder Sohn. „Die Zeit
im Internat hat mich in gewisser Weise
Selbstständigkeit, Eigenverantwortlich-
keit und Disziplin gelehrt. Sie hat mir
aber auch Freunde und unvergessliche
Erlebnisse gebracht“, stellt Katja Weber
rückblickend fest.
„Viele kommen gerade wegen
der Struktur“
Weckgong um sieben, Studierzeit ab
drei, Abendessen um sechs und Licht
schwangau von 1987 bis 1991 besucht
hat, war die Anfangszeit eine Heraus-
forderung: „Die ersten Monate im Inter-
nat ohne Familie waren nicht einfach.
Doch schon bald haben sich neue
Freundschaften gebildet, jeder half
dem anderen, wo er konnte.“ (Siehe auch Fragebogen S. 32) An den Schu-len werden meist ausführliche Anmel-
degespräche geführt, um sich kennen-
zulernen und einen ersten Eindruck zu
gewinnen, aber auch um die Erwartun-
gen von Eltern und Kind ins rechte Lot
zu bringen. „Wir haben mittlerweile
schon viel Erfahrung und erkennen im
Aufnahmegespräch schnell, ob das
Kind von sich aus ins Internat will oder
die Entscheidung der Eltern zumindest
akzeptieren kann“, erklärt Sonja Maurer,
die Leiterin des Internats amMax-Josef-
Stift. Sabrina Holzapfl blickt gerne auf
ihre Zeit im Internat Marktoberdorf zurück. Für die 27-jährige Projektma-nagerin gehört sie zu den besten ihres
Lebens – trotz Startschwierigkeiten:
Gemeinsam leben und lernen:
Abendfreizeit auf der Unter-
hausterrasse in Marquartstein
22 | Schule & wir |
Mein zweites Zuhause ist in der Schule