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aviso 3 | 2016
ANTHROPOZÄN - DAS ZEITALTER DER MENSCHEN
WERKSTATT
Im Jahre 1987 erschien das bis heute
grundlegende Werk »Die ›Kunststadt‹
München 1937. Nationalsozialismus und
›Entartete Kunst‹«, das Peter-Klaus
Schuster herausgab und das bezeich-
nenderweise rasch mehrere Auflagen
erfuhr. Jüngst, 2016, veröffentlichte An-
dreas Burmester in zwei grundlegen-
den, voluminösen Bänden unter dem
doppelsinnigen und verlockenden Titel
»Der Kampf umdie Kunst. Max Doerner
und sein Reichsinstitut für Maltechnik«
die Ergebnisse jahrelanger Recherchen
über die – nicht nur maltechnischen –
Fragen, wie sich das heutige Doerner In-
stitut in der Zeit des Nationalsozialismus
entwickelt hat. Zwischen diesen beiden
grundlegendenWerken, die sich der Ge-
schichte der Münchner Museen in der
Zeit des Nationalsozialismus widmen,
lagen andere, doch nicht minder wichtige
Schritte der Aufarbeitung einer bis heute
ungeschriebenen Institutions-, Samm-
lungs- und Präsentationsgeschichte von
Kunst im und seit dem Nationalsozia-
lismus. Zu den vielleicht wesentlichsten
Schritten auf dem Wege zur kritischen
Aneignung und Auseinandersetzung mit
einer problematischen Zeit gehört die
2015 gezeigte, thesenhaft auf einen Saal
mit sechs Werken beschränkte und da-
durch pointierte Ausstellung »Gegen-
Kunst«: Die umfangreiche Pressereso-
nanz zeugte von dem hohen Interesse
an dieser Wiedereröffnung des Diskur-
ses darüber, was man (wie) zeigen und
diskutieren kann und muss.
Text:
Bernhard Maaz
links
Blick in den Ausstellungssaal 13 in der
Pinakothek der Moderne mit Werken von Wolf
Panizza, Hans Müller-Schnuttenbach und
Günther Graßmann (Abb. 1).