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Spittler um neue Fächer wie etwa die Afrika-Literaturwis-

senschaft von Eckhard Breitinger und Janosz Riesz ergänzt.

Beier gründete 1981 das Iwalewahaus, das bis heute eine Brü-

cke zwischen Kunst und Universität schlägt.

Afrika (wissenschaftlich) neu erzählen

In jüngsten Debatten um die Zukunft des eigenen Fa-

ches wurde das Bayreuther Credo, in Kooperation mit

Kolleg*innen aus afrikanischen Ländern und ihren Diaspo-

ras zu forschen, um einen Perspektivwechsel hin zu Kriti-

schen Afrikastudien ergänzt. Dieses »kritisch« setzt bei einer

reflektierenden und verantwortlichen Reflexion der eigenen

Wissenschaftsgeschichte ein und unterzieht auf dieser Basis

den gesellschaftlichen Umgang mit Afrika einer Revision.

Konkret schließt das ein, noch immer vom Kolonialismus

eingefärbte Stereotype und Erzählungen über Afrika

und Schwarze Menschen in Deutschland zu hinterfragen.

Dabei geht es nicht nur darum, Kolonialismus kritisch zu

erinnern und Afrika als riesengroßen und sehr benachbar-

ten Kontinent zu erzählen, der ebenso divers wie spannend

ist und über Malls, Wolkenkratzer und Breitbrandkabel ver-

fügt, die das Internet schneller machen als etwa in Bayreuth-

Destuben. Es geht auch darum, politische, ökonomische und

kulturelle Prozesse in afrikanischen Ländern in ihren globa-

len Herkünften und Auswirkungen wissenschaftlich einzu-

ordnen. Das schließt ein, gemeinsame Zukünfte und deren

Ressourcen gerechter zu teilen und gegenwärtige Herausfor-

derungen verantwortlich zu meistern – ganz im Sinne von

Angela Merkels »Wir schaffen das!«

Die Kritischen Afrikastudien können weit in die Gesellschaft,

aber auch in die deutsche Wissenschaftslandschaft hinein

ausstrahlen – und dabei alte Binarismen wie etwa Regio-

nalstudien versus systematische Wissenschaft überwinden.

Zum einen arbeiten die Afrikastudien natürlich selbst sys-

tematisch, sind sie doch in theoretischen und methodischen

Debatten und deren jeweiligen Forschungsständen verankert.

Zum anderen arbeiten alle (systematischen) Wissenschaften

mit empirischen Schwerpunkten, die zum Teil regional ver-

ortet sind. Afrikanische Räume hier integrativer zu denken,

von Jura bis Anglistik, bietet die Möglichkeit, afrikanische

Wissensarchive aus allen Bereichen von Leben und Wissen

sinnvoll in ganzheitliche akademische Kontexte einzubringen

und gesellschaftliche, politische und kulturelle Prozesse in

aller Welt neu zu denken. Ob das Fach dann noch Afrikastu-

dien heißen kann oder weniger pauschalisiert forschen wird,

sei dahin gestellt. In jedem Fall wird es in einer anderen

Zukunft angekommen sein als der seiner eigenen Geschichte.

keine Literatur. Beides sei an Schriftsprache und ›Zivilisa­

tion‹ gebunden. Nicht nur blieben in dieser weißen Per-

spektive bestehende schriftsprachliche Literaturen ignoriert.

Oralliteratur als ästhetisches Wissensarchiv wurde schon gar

nicht zur Kenntnis genommen.

Auch nachdem Deutschland seine Kolonien infolge des Ers-

ten Weltkrieges an andere europäische Kolonialmächte ver-

loren hatte, blieb die deutsche Kolonialsehnsucht bestehen.

Hitler vertrat dann offensiv die Vision, durch die Unterwer-

fung von Europa auch die europäischen Kolonien wieder

in deutschen Besitz zu bringen. Auch darüber hinaus sind

Nationalsozialismus und Shoa strukturell und ideologisch

mit der Kolonialgeschichte verschränkt. Auch die deut-

sche Afrikanistik behielt ihre koloniale Agenda samt der

Ausrichtung auf Sprachwissenschaft und Völkerkunde bei.

Sogar nach 1945 gab es diesbezüglich Kontinuitäten, übri-

gens in West und Ost: Ernst Damman arbeitete während des

Nationalsozialismus am Hamburger Seminar für Afrikani-

sche und Südsee-Sprachen und war Landesgruppenleiter der

Auslandsorganistaion der NSDAP. Ab 1949 war er zunächst

Professor in Hamburg. 1957 berief ihn die Ost-Berliner Hum-

boldt-Universität.

Neuorientierung der Afrika-Wissenschaften

Im Zuge der antikolonialen Freiheitsbewegungen und des

Kalten Krieges (der gerade auch in Afrika ›heiß‹ geführt

wurde) kam es in den 1960er-Jahren zu einer neuen, inten-

sivierten und vor allem auch reflektierteren Beschäftigung

mit Afrika. Dies ging mit einer beginnenden wissenschaft-

lichen Aufarbeitung der Kolonialgeschichte sowie einer Öff-

nung für neue Fächer einher. Hierzu zählt u. a. die Afrika-

Literaturwissenschaft.

Unter dem Eindruck der 1947 in Paris erfolgten Grün-

dung der Zeitschrift Présence Africaine, die das wichtigs-

te Sprachrohr für frankophone Intellektuelle wie Leopold

Sédar Sengor und Aime Césaire wurde, gründeten der Pri-

vatgelehrte Janheinz Jahn aus Frankfurt am Main und der

Kunstsammler und -kenner Ulli Beier aus Bayreuth 1957 die

Zeitschrift »Black Orpheus«, die als Pendant für den anglo-

phonen Raum konzipiert worden war. Nach dem Ausschei-

den von Jahn wurde »Black Orpheus« u. a. von dem späte-

ren Literaturnobelpreisträger und heutigem Ehrendoktor der

Universität Bayreuth, Wole Soyinka, mitgetragen.

Die Afrika-Studien an der Universität Bayreuth

Seit ihrer Gründung im Jahr 1971 baut die Universität Bay-

reuth so konsequent und nachhaltig wie keine andere euro-

päische Universität Forschungsverbünde auf, die sich mit

sozialen, kulturellen, künstlerischen, politischen, biologi-

schen, geologischen und soziologischen Aspekten des größ-

ten Erdenkontinentes beschäftigen. In diesem Klima wur-

de die Afrikanologie (als Bayreuther Bezeichnung für die

Linguistik) um Gudrun Miehe und die Ethnologie um Gerd

Professorin Dr. Susan Arndt

lehrt Transkulturelle Anglistik

in Bayreuth.

Der Afrikaschwerpunkt der Universität Bayreuth

Das seit 1990 bestehende Institut für Afrikastudien (IAS)

fördert und koordiniert die Afrikastudien von 12 Fächergrup-

pen der Universität Bayreuth, die sich auf alle sechs Fakul-

täten verteilen. Dieses breite Fächerspektrum wissenschaft­

licher Afrikastudien ist einzigartig im deutschsprachigen

Raum.

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