aus um neun – der Alltag an den
Internatsschulen ist klar strukturiert,
um Halt zu geben und damit das
Zusammenleben in so einer großen
Gemeinschaft funktionieren kann.
„Es kommen tatsächlich sehr viele
gerade wegen der Struktur“, so Sonja
Maurer. Auch Sabin Blessing empfindet
die festen Strukturen als wertvoll:
„Meine Tochter erlebt das Internat wie
eine Großfamilie. Regeln müssen ohne
Diskussion eingehalten werden und
jeder beteiligt sich in gleichem Maß
am Alltagsleben.“ Das kann auch Katja
Kreuz, Mutter einer Schülerin am
Internat Pfarrkirchen, bestätigen: „Das
Akzeptieren von Regeln, etwa der Lern-
zeiten oder der nächtlichen Ruhezeiten,
trägt viel zur Persönlichkeitsentwick-
lung unserer Tochter bei.“ Ganz in die-
sem Sinne gehören auch Pfortendienst
oder Tischdienst normal mit dazu.
Gemeinsam leben und lernen
„Kinder und Jugendliche nicht nur
in meinen Fächern zu unterrichten,
sondern sie über einen oft langen
Zeitraum in ihrer persönlichen Ent-
wicklung begleiten und unterstützen
zu dürfen, ist eine Aufgabe, die mich
seit vielen Jahren erfüllt“, erklärt
Gerd Geigenmüller, der das Internat in
Marquartstein schon seit 31 Jahren
leitet. Damit spricht er einen tragenden
Leitgedanken der Internatsschulen an:
Leben und Lernen bilden eine Einheit.
Die Lehrkräfte, die morgens in den
Klassen unterrichten, stehen am Nach-
mittag bei der Studierzeit zur Verfü-
gung. Oft gestalten sie auch das Frei-
zeitprogramm und die Abendbetreuung
oder übernehmen Nacht- und Wochen-
enddienste. „Ich habe im Moment eine
Lehrerin in zwei Fächern, die auch
im Internat Nachtdienst hat. Privat,
außerhalb vom Unterricht, ist das Ver-
hältnis schon persönlicher“, stellt
Feli aus demMax-Josef-Stift fest. Der
12-jährige Cedric aus dem Internat
Pfarrkirchen findet: „Ich habe jetzt
mehr Lust in die Schule zu gehen und
Hausaufgaben zu machen, weil ich
lieber mit den anderen zusammen im
Studiersaal arbeite als allein. Meine
Noten sind ein bis zwei Stufen besser
geworden.“ In einer Vielzahl von Frei-
zeitaktivitäten können die Schüler an
den Internatsschulen ihre Fähigkeiten
in Musik, Kunst oder Sport auch jen-
seits des Unterrichts ausbilden und
ausleben. „Bei uns gibt es drei Mal in
der Woche Ballsport, wo wir alle Völ-
kerball spielen. Da mach ich besonders
gerne mit“, erklärt Schülerin Feli. Für
die 17-Jährige, die nun schon fast am
Ende ihrer Schullaufbahn steht, hat
sich die Zeit im Internat auf jeden Fall
gelohnt: „Ich kann nur von mir sagen,
dass ich in der fünften Klasse hierher-
gekommen bin und wirklich den Mund
nicht aufgekriegt habe. Ich war total
schüchtern und habe mich gar nichts
getraut. Hier ist man von früh bis spät
mit anderen zusammen und lernt, mit
unglaublich vielen verschiedenen
Menschen auszukommen. Jeder hier
ist eine starke Persönlichkeit.“
›
Enger Zusammenhalt und
starke Gemeinschaft:
Schulerinnen und Schuler
am Internat Pfarrkirchen
Mein zweites Zuhause ist in der Schule
| Schule & wir | 23