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Kooperation mit den sonderpädagogischen Lehr-
kräften unabdingbar. Diese Aufgaben haben alle
Schulen im Rahmen ihres Inklusionsauftrags zu
bewältigen. Gleichwohl bleibt es eine Aufgabe
des jahrgangsgemischten Lernens, ein Diagnose-
Förder-Konzept unter Einbeziehung sonderpäda
gogischer Fachkompetenz zu entwickeln. Auch
darin liegt ein inklusives Potenzial des jahrgangs-
gemischten Lernens.
1.3 Leistungserhebung im jahr-
gangsgemischten Lernen aus
Sicht der Inklusion
Das jahrgangsgemischte Unterrichten hat viele
Möglichkeiten einer alternativen Form der Leis-
tungserhebung mit praxisrelevanten Anregungen
hervorgebracht.
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Portfolio, Lernlandkarte, Lern-
pfade und Lerntagebücher enthalten z.B. Ansätze
zur Individualisierung und Differenzierung. Sol-
len Schülerinnen und Schüler mit sonderpädago-
gischem Förderbedarf und hochbegabte Schüler
im Rahmen des jahrgangsgemischten Lernens
einbezogen werden, so ist es sicher erforderlich,
für einen breiten Kompetenzbegriff als Basis der
Leistungserhebung zu plädieren, wie ihn Franz E.
Weinert vorgelegt hat und wie er auch dem Lehr-
planPLUS Grundschule zugrunde liegt:
„Dabei versteht man unter Kompetenzen die
bei Individuen verfügbaren oder durch sie er-
lernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkei-
ten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die
damit verbundenen motivationalen, volitionalen
und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten um
die Problemlösungen in variablen Situationen er-
folgreich und verantwortungsvoll nutzen zu kön-
nen.“
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Aus der Perspektive des jahrgangsgemischten
Lernens in heterogenen Gruppen kann ergänzt
werden: auf welchem Entwicklungsniveau auch
immer. Neben den Anforderungen des Lehrplan-
PLUS Grundschule sind auch die Bayerischen
Lehrpläne für den Förderschwerpunkt Lernen und
den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung im
Sinne einer differenzierten Leistungsbewertung
heranzuziehen. Im Rahmen eines lernzieldiffe-
renten Unterrichts ist dies bereits jetzt ohne Wei-
teres möglich. Jahrgangsgemischtes Lernen be-
nötigt in jedem Fall eine Weiterentwicklung der
Leistungserhebung und -bewertung, damit es
sein inklusives Potenzial entfalten kann.
Zusammenfassung und Ausblick
Die Veränderung des Unterrichts, wie sie im
Modellversuch Flexible Grundschule entwickelt
wurde, ist eine der wesentlichen Voraussetzun-
gen, für jahrgangsgemischtes Lernen in einer
inklusiven Schule. Die Kernelemente der Flexib-
len Grundschule weisen aber wesentlich über das
Unterrichtsgeschehen hinaus. Vielmehr bedingen
sie eine umfassende Schulentwicklung, die Ände-
rungen auf der Makro-, Meso- und Mikroebene
der schulischen Arbeit im Sinne eines Systems
erforderlich macht.
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Damit könnten auch die Vo-
raussetzungen für die Inklusion von Kindern mit
sonderpädagogischem Förderbedarf und von Kin-
dern mit Hochbegabung geschaffen werden. Soll
das jahrgangsgemischte Lernen diesen Auftrag
erfüllen, so gilt es offen zu sein für ein zieldiffe-
rentes und individualisiertes Lernen. Jahrgangs-
gemischtes Lernen als Schulentwicklungsaufgabe
könnte dann auch besondere Anschlussmöglich-
keiten für das neue Leitbild der Inklusion schaf-
fen, so wie es beispielsweise im Leitfaden „Pro-
filbildung inklusive Schule“ für alle bayerischen
Schulen praxisnah aufbereitet ist.
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Das Konzept
der Flexiblen Grundschule als qualitative Weiter-
entwicklung des jahrgangsgemischten Lernens
bietet dafür sehr gute Voraussetzungen.
Anmerkungen:
1 Der Beschluss geht auf den interfraktionellen
Antrag „Ausgewählte Projekte auf dem Weg zur
inklusiven Schule an allen Schularten“ (LT-Druck-
sache 16/5383) zurück.
2 Vgl. Art. 2 Abs. 2 BayEUG.
3 Vgl. Kucharz, D. (2010), S. 333.
4 Vgl. ebd., S. 334.
5 Ebd.
6 Vgl. Prengel, A. (2007); Stamm, M. (2007).
7 Ebd.
8 Vgl. Heimlich, U. /Wember F. B. (2012); Heimlich,
U. /Kahlert, J. (2012); Seitz, S. (2005).
9 Bzw. auf der enaktiven Ebene, vgl. dazu die Bei-
spiele bei Brunner, E. (2007), S. 99 ff.
10 Vgl. Heimlich, U. (2003); Seitz, S. (2005); Heim-
lich, U. /Kahlert, J. (2012).