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Literatur und Lesen
Literatur und Lesen
Darüber hinaus wird nun jährlich ein in
Bayern ansässiger Verlag ausgezeichnet,
dessen Jahresumsatz ca. eine Million
Euro nicht übersteigt. Der Preis in Höhe
von 5.000 Euro will ein Signal für den
Erhalt der Vielfalt auf dem Buchmarkt
setzen und ein Zeichen der Anerken
nung für die Leistung der kleineren
unabhängigen Verlage sein, die sich in
einem immer schneller und kommerzi
eller agierenden Buchmarkt behaupten.
Den Preis erhielten bisher der mixtvisi
on Verlag, der lichtung verlag, die editi
on fünf, starfruit publications und der
Horncastle Verlag.
Die Lust am Lesen und am schriftlichen
Ausdruck früh zu fördern, ist eine wich
tige bildungspolitische Aufgabe. Nach
wie vor entscheiden die Lese- und
Schreibfähigkeit über Berufschan
cen und die gesellschaftliche Teilhabe.
Durch kulturelle Bildung werden grund
legende Fähigkeiten und Fertigkeiten
erworben, die für die Persönlichkeits
entwicklung, die emotionale Stabilität
und Identitätsfindung von zentraler
Bedeutung sind. Das Kunstministeri
um fördert daher Autorenlesungen an
Schulen und in öffentlichen Bibliothe
ken. Für deren Durchführung erhalten
der Friedrich-Bödecker-Kreis und der
Verein »Bayern liest« einen jährlichen,
seit 2009 deutlich erhöhten Pauschal
zuschuss. So können an Schulen und
Bibliotheken mehr Autorenlesungen
stattfinden als bisher. Sie führen durch
ihren Erlebnischarakter Kinder und
Jugendliche wirksam und nachhaltig
an Literatur heran. Die von den Verei
nen verteilten Zuschüsse erreichen die
Schriftstellerinnen und Schriftsteller
direkt und dienen so auch der Auto
renförderung.
Die Förderung der Kinder- und Jugend
literatur haben sich die Internationale
Jugendbibliothek e.V. in München und
die Deutsche Akademie für Kinder- und
Jugendliteratur e.V. in Volkach amMain
zur Aufgabe gestellt. Der Bund, der Frei
staat Bayern und die Landeshauptstadt
München teilen sich die Kosten für den
laufenden Betrieb der Internationalen
Jugendbibliothek, die eine Begegnungs-
und Forschungsstätte für Kinder- und
Jugendliteratur ist und eine weltweit
einzigartige Spezialsammlung besitzt.
Die Akademie in Volkach veranstaltet
Tagungen, gibt eine Schriftenreihe zur
Theorie der Kinder- und Jugendbücher
heraus und verleiht jährlich den Großen
Preis der Akademie für herausragende
Leistungen auf dem Gebiet der Kinder-
und Jugendliteratur.
Kreatives Schreiben trägt wie jede schöp
ferische Tätigkeit zur Entfaltung eigener
Talente und Fähigkeiten bei: Schreiben
schult die sprachliche Ausdrucksfähig
keit, stärkt das Selbstbewusstsein und
motiviert zur Auseinandersetzung mit
Literatur. Daher fördert das Kunstminis
terium seit 2009 verstärkt Projekte für
kreatives Schreiben – etwa das Projekt
»Kreatives Schreiben an Mittelschulen«
des Münchner Literaturhauses, in des
sen Rahmen Schriftstellerinnen und
Schriftsteller Schreibwerkstätten an
bayerischen Mittelschulen durchführten.
Als Kulturstaat ist Bayern der Pflege
des literarischen Erbes verpflichtet. Das
1977 von Walter Höllerer gegründete
Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg,
das Materialien zur deutschsprachigen
Literatur nach 1945 sammelt und als zen
traler Veranstaltungsort eine intensive
Literaturvermittlung für die Oberpfalz
und Mittelfranken betreibt, erhält neben
der miet- und baulastfreien Nutzung des
ehemaligen Amtsgerichtsgebäudes einen
jährlichen Zuschuss. Zu den Beständen
des Archivs zählen unter anderem die
Redaktionskorrespondenz der Literatur
zeitschrift »Akzente« aus den Jahren 1954
bis 1970, der Nachlass des Archivgrün
ders und Autors Walter Höllerer (1922-
2003) sowie der Nachlass des Schriftstel
lers Eugen Oker. In Kooperation mit dem
Literarischen Colloquium Berlin fördert
das Literaturarchiv den regionalen, über
regionalen und internationalen Dialog.
Das Programm umfasst unter anderem
regelmäßige Sonderausstellungen, Le
sungen, Workshops, Lehrerfortbildungen
sowie Veranstaltungen zur aktuellen Kin
der- und Jugendliteratur. Seit 2009 trägt
das Literaturarchiv den Namenszusatz
»Literaturhaus Oberpfalz« und verweist
so auf seine Rolle als regionale Literatur
vermittlungsinstitution.
Das Literaturland Bayern präsentiert
sich seit 2012 auch als Internetpräsenz
. Das Por
Kristina Kallert erhielt das Bayerische Übersetzer-
stipendium 2013 (links unten).
Hubert Ettl, Gründer des lichtung verlags in
Viechtach im Gespräch mit Gerd Holzheimer bei
der Verleihung des Bayerischen Kleinverlags-
preises 2010 (rechts).
Brigitte Kronauer, Jean Paul Preis-Trägerin 2011
(daneben).
tal fächert eine Literaturlandschaft auf,
deren bunte Beziehungsvielfalt erstmalig
im vollen Umfang sichtbar wird. Die
Verortung und Verknüpfung von Auto
ren, Publikationen und Institutionen
bietet dem literarischen Leben in den
Städten und Regionen eine Plattform.
Als dynamisch vernetztes Wissenskom
pendium ist das Literaturportal Bayern
für Experten und Laien zugleich Fundus
und Forum. In diesem Spektrum mag
man recherchieren, sich informieren,
flanieren – und bisweilen dem Blauen
vom Himmel – so das Motto des Por
tals – begegnen. Das Literaturportal
Bayern ist ein Projekt der Bayerischen
Staatsbibliothek in Kooperation mit
der Monacensia, Literaturarchiv und
Bibliothek, ein Institut der Münchner
Stadtbibliothek, getragen und begleitet
vom Bayerischen Staatsministerium
für Bildung und Kultus, Wissenschaft
und Kunst, unterstützt von der Lan
deshauptstadt München, gefördert von
der Bayerischen Sparkassenstiftung. Das
Literaturportal Bayern ist offen für wei
tere Kooperationen.