Kulturstaat Bayern - Förderung von Kunst und Kultur - page 38-39

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Denkmalschutz
Denkmalschutz
und macht diese buchstäblich begreifbar.
Denkmäler ermöglichen den Eintritt in
eine vergangene Zeit mit ihrer unnach­
ahmlichen Aura, die auch die perfekteste
3-D-Animation nicht auferstehen lassen
kann.
Eine Denkmalpflege mit Augenmaß
ist von grundlegender Bedeutung für
Akzeptanz und Unterstützung dieses
herausragenden Auftrags unseres Kul­
turstaats. Dazu gehört auch, die Denk­
mäler sinnvoll zu nutzen. Die Denkmal­
pflege will keine historischen Kulissen
ohne Nutzwert schaffen, sondern his­
torische Substanz mit Leben erfüllen
und in die Zukunft integrieren. Für ein
harmonisches Miteinander von Alt und
Neu ist es notwendig, die alte überlie­
ferte Substanz in die Kalkulation neuer
Investitionen mit einzubeziehen. Der
ständige Einsatz für eine Zukunft der
Vergangenheit ist maßgebend für das
Gelingen der künftigen Aufgaben von
Denkmalschutz und Denkmalpflege.
Neben der Überlieferung der geschicht­
lichen und künstlerischen Traditionen
haben Denkmalschutz und -pflege auch
einen wertvollen Fundus zu bieten: ein
Musterbuch der Formen und Farben,
der Nutzung und Gestaltung, der Mate­
rialien und Techniken als Vorbild für
unser heutiges Tun.
In einer Zeit des zunehmenden Flächen­
verbrauchs durch die Ausweisung neuer
Gewerbegebiete und Wohnsiedlungen –
dem wirtschaftlichen Wachstum und
dem Wohlstand der Bürgerinnen und
Bürger dienend – muss vor allem die
Bodendenkmalpflege ihre Anliegen
in besonderer Weise rechtfertigen. Ihr
Auftrag ist es, Bodendenkmäler vor ihrer
Zerstörung zu bewahren. Seit mehr als
einer halben Million Jahren leben Men­
schen im heutigen Bayern. Die Boden­
denkmalpflege erforscht die dabei hinter­
lassenen archäologischen Spuren – von
der Altsteinzeit in den Höhlen der Alb
bis hin zu Zeugnissen der Neuzeit wie
etwa Befestigungswerken. Dies ist umso
wichtiger, da Bodendenkmäler für den
größten Teil der menschlichen Geschich­
te die einzigen Zeugnisse darstellen.
Neben der großen Bedeutung für unser
historisches Wissen und Gewissen ist die
Denkmalpflege auch zu einem wichtigen
Wirtschaftsfaktor geworden – zum einen,
weil Denkmäler als Sehenswürdigkei­
ten eine große Anziehungskraft für den
Fremdenverkehr haben und die Touris­
musbranche beflügeln. Zum anderen
hat sich seit langem gezeigt, dass durch
die staatlichen Zuschüsse jährlich ein
Vielfaches an Auftragsvolumen vor allem
in der mittelständischen Wirtschaft gene-
riert wird. Die Denkmalpflege ist unbe­
stritten ein bedeutender Faktor, der zur
Entlastung des Arbeitsmarktes auch in
konjunkturell schwächeren Perioden
beiträgt.
Wer gedacht hat, die zunehmende Glo­
balisierung würde die Wertschätzung
für die typischen regionalen Geschichts­
zeugnisse mindern, hat sich getäuscht.
In einer Zeit, in der Bindungen ver­
meintlich eine immer geringere Rolle
spielen, hat der Denkmalschutz als
sichtbares Zeichen unserer Herkunft,
unseres Werte- und Ästhetikempfindens
und als Ausdruck unserer Tradition eine
ungeschmälerte Bedeutung.
Dies gilt vor allem für die örtliche Denk­
malpflege. Denkmalschutz ermöglicht,
über den eigenen Standpunkt nachzu­
denken und zur Bewusstseinsbildung
beizutragen. Die selbstverständliche
Hereinnahme des Überlieferten in das
Neue hat sich als wesentlicher Faktor
der Lebensqualität bestätigt.
Die Bedeutung der bayerischen Denk­
mäler spiegelt sich in einer überdurch­
schnittlichen Präsenz in der Liste des
UNESCO-Welterbes wider. Mit der
Wieskirche, der Altstadt von Bamberg,
der Würzburger Residenz, dem ober­
germanisch-raetischen Limes und der
Altstadt von Regensburg, drei Fundstel­
len prähistorischer Pfahlbauten sowie
dem Markgräflichen Opernhaus Bay­
reuth sind dort sieben kulturhistorische
Glanzpunkte vertreten, die jährlich eine
Vielzahl von Menschen aus dem In- und
Ausland anlocken und das Bild von Bay­
ern als Kulturstaat nachhaltig prägen.
Wer gedacht hat, die zunehmende
Globalisierung würde die
Wertschätzung für die typischen
regionalen Geschichts-
zeugnisse mindern, hat sich
getäuscht.
Eine historische Schleuse des
Ludwigkanals bei Mühlhausen (links oben).
Historische Hammerschmiede im
Landkreis Roth (darunter).
Ein bäuerliches Ensemble bei Garmisch-
Partenkirchen (rechts oben).
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