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unmöglich war. Die verfügbaren Satellitensysteme,
z. B. das französische Argos System, sind zwar un-
glaublich wichtig für die Wissenschaft und haben
große Durchbrüche erlaubt, sind aber technisch
nahezu ausgereizt, da die nachrichtentechnische
Umsetzung bereits in den 70er Jahren stattfand.
Mit dieser nunmehr alten Technologie sindmoderne
Kommunikationskonzepte, die z. B. über kodier-
te, aus demHintergrundrauschen herausgefilterte
Nachrichten funktionieren, nicht wirklichmöglich.
Die von ICARUS eingesetzte nachrichtentechnische
Lösung entspricht in etwa demHandy-System, also
einer Code DivisionMultiple Access Lösung, benutzt
jedoch ein viel einfacheres und sichereres Verfahren
als die Handy-Systeme. Der Grund dafür ist, dass
im Vergleich zu der akustischen Kommunikation
imHandy-Systemhier nur wenig Information über-
tragen werden kann und muss.
Das ICARUS-System erlaubt bereits in der ers-
ten technischen Generation, die Größe der Sende-
einheiten auf dem Boden, den sogenannten Tier-
›Tags‹, bis auf 5 Gramm Gewicht zu reduzieren,
vielleicht sogar noch kleiner. Diese Tags arbeiten
autonom und werden über Solarpanele oder andere
Energiegewinnungsmethoden dauerhaft gespeist.
Damit können Tiere von der Größe einer Amsel,
eines Stars oder eines Flughunds in Afrika wäh-
rend ihres gesamten Lebens beobachtet werden.
Zudemwerden Sensoren wie z. B. dreidimensionale
Beschleunigungsmesser eingebaut, um praktisch
durchgängig das Verhalten der Tiere zu charakte-
risieren. Aus dem Beschleunigungsmuster eines
Individuums, aufgezeichnet in drei Raumachsen,
kann das Verhalten zu jeder Zeit beobachtet bzw.
rekonstruiert werden.
DIE »ANIMAL TRACKER«-APP
Die Daten, die täglich von den Tausenden von Tags
von der Internationalen Raumstation ISS ausgele-
sen werden, können dann über das russische Boden-
kontrollzentrum direkt in das vom Max Planck-
Institut für Ornithologie in Konstanz betriebene
Datenbarchiv »Movebank« eingespeist werden
und stehen hier der internationalen Wissenschaft
sowie der Öffentlichkeit zur Verfügung – und zwar
in Echtzeit. Zudem können die Daten in einer App,
dem ›Animal Tracker‹, von der Öffentlichkeit ein-
gesehen werden, zumindest wenn es sich nicht um
sensitive Daten handelt. Jeder Bürger kann durch
seine eigenen Beobachtungen zumWissensschatz
der globalen Tierbeobachter beitragen.
DER RAKETENSTART ZUR
Anbringung des ICARUS-
Systems auf die ISS ist für Frühjahr 2016 geplant,
die Empfänger und Antennensysteme werden