|23 |
quellen entspricht dem, was in der Radioastrono-
mie täglich geleistet wird, nämlich den gesamten
Himmel nach Radioquellen abzusuchen. In Zu-
kunft kann diese Aufgabe, von einem oder vielen
Satelliten aus, auf der Erde übernommen werden,
um damit die Lebensgeschichten von Tieren – und
nicht schwarze Löcher – zu beobachten.
Mit diesen beiden Ideen, der technischen und der
wissenschaftspolitischen Veränderung, ist das
ICARUS-System klar definiert. In Zukunft wird
es einen globalen Zusammenschluss von Wissen-
schaftlern geben, die über die Beobachtung von
Tieren das Leben auf der Welt beschreiben und
neue technische Systeme zur Verfügung haben, um
diese Fragen zu beantworten.
TECHNISCH GESEHEN WAREN
in den Anfängen der
ICARUS-Idee viele Fragen offen und verständli-
cherweise sahen die angefragten Weltraumagen-
turen die technische Umsetzung dieses Systems als
zu schwierig an. Die NASA konnte sich zunächst
überhaupt nicht mit diesem Projekt anfreunden.
Erfreulicherweise übergab die Europäische Raum-
fahrtbehörde die Begutachtung der ICARUS-Idee
der europäischen Wissenschaftsbehörde, die das
Projekt als wissenschaftlich exzellent einstufte,
jedoch die technische Umsetzung ebenfalls als sehr
schwierig ansah. Einen radikalen Durchbruch gab
es erst, als das Deutsche Luft- und Raumfahrt-
management sich zu einer technischen Umsetzung
dieser Fragestellung bereit erklärte und trotz der
möglichen Schwierigkeiten und Unwägbarkeiten
der technischen Lösung die Finanzierung dieses
Projektes sicherstellte. Seither arbeitet das Max
Planck-Institut für Ornithologie in Konstanz/
Radolfzell und die deutsche Raumfahrtfirma Space-
Tech GmbHmit ihren Unterauftragnehmern, u. a.
zum Beispiel mit der deutschen nachrichtentech-
nischen Firma INRADIOS an der technischen
Lösung dieses globalen Kommunikationsproblems.
Nach kurzer Zeit konnte die russische Weltraum-
agentur Roskosmos und deren technischer Arm
RKK Energia als Kooperationspartner gewonnen
werden, die sowohl technisch als auch finanziell
die gleichen Leistungen beisteuern wie von deut-
scher Seite.
WISSENSCHAFTLICH WIRD DAS
Projekt von russischer
Seite vom Institut für Geografie getragen, einemder
Institute der nationalenWissenschaftsakademie in
Moskau. Die russischenWissenschaftler sind beson-
ders stark an diesem globalen Kommunikationssys-
tem interessiert, weil durch die schiere Größe der
russischen Föderation eine Beobachtung von Tier-
wanderungen ohne Satellitensystembisher praktisch
Foto Palmenflughunde: C. Ziegler