|26 |
aviso 1 | 2015
DIGITALE WELTEN
COLLOQUIUM
DIGITALE TECHNIKEN HABEN
Einzug in die gesamte Medizin gehalten. Die Digita-
lisierung bzw. Computerisierung betrifft dabei die medizinische Dokumentation,
das Patientendatenmanagement sowie den Informationsaustausch zwischen Ärzten
und Krankenhäusern. Durch moderne computerbasierte klinische Arbeitsplatzsys-
teme können Ärzte jederzeit für sie relevante Daten wie Befunde (Blutbild, EKG,
Röntgen/Computertomographie, Pathologiebefunde), Diagnosen, Arztbriefe oder
Operationsberichte bzw. geplante Termine amComputer einsehen und bearbeiten.
Computergestützte Chirurgie
Aus Sicht des Chirurgen sind sicherlich die durch die Digitalisierung neu entstan-
denen Möglichkeiten zur Planung, Durchführung und Qualitätskontrolle von
Operationen am spannendsten. Dies betrifft in besonderem Maße die Mund-,
Kiefer- und Gesichtschirurgie, da hier hohe Anforderungen an funktionelle und
ästhetische Ansprüche gestellt werden. Während die Planung komplexer Gesichts-
schädeloperationen traditionell anhand vonModellen, Röntgenbildern und Fotos
erfolgt, haben bildgebungsbasierte computer-gestützte Verfahren zur Opera-
tionsplanung und -durchführung in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
seit ca. einer Dekade einen rasanten Fortschritt erlebt. Als Überbegriff haben
sich die englischen Begriffe »Computer-aided Surgery« bzw. »Computer-assis-
ted Surgery«, abgekürzt »CAS«, etabliert, was im Deutschen soviel bedeutet wie
computer-gestützte Chirurgie.
BASIS ALLER COMPUTER-ASSISTIERTEN
Verfahren ist zu Anfang die Erstellung
eines virtuellen dreidimensionalen Bildes des Patienten. Dieses wird in der Regel auf
der Datenbasis von Computertomographie-Aufnahmen (CT) erstellt. Dreidimensio-
nale Fotografien des Gesichts können zur besseren Erfassung der Gesichtsoberflä-
che unterstützend integriert werden. In der Anfangsphase der Entwicklung wurden
anhand von CT-Daten zunächst lediglich Kunststoffmodelle, sogenannte Stereo-
lithographiemodelle (STL-Modell), erstellt, anhand derer der Chirurg anatomische
Formveränderungen im Gesichtsschädelbereich dreidimensional betrachten und
analysieren konnte. Gegebenenfalls konnten Operationsschritte wie Durchtren-
nung bzw. Sägen von Knochenanteilen oder Formveränderungen simuliert werden.
Virtuelle Operationsplanung
Fortschritte imHard- und Softwarebereich sowie das höhere Auflösungsvermögen
von modernen CT-Geräten (niedriger als 1 mm) machen es mittlerweile möglich,
eine detailgetreue virtuelle Abbildung der Patientensituation am Computer zu
gewährleisten. Moderne Softwareprogramme wie das in seinen Basisfunktionen
DIGITALISIERUNG IN DER
GESICHTSCHIRURGIE
Text:
Florian Probst
|
Peter Cornelius
|
Michael Ehrenfeld
FORTSCHRITTE IN DER MUND-, KIEFER- UND GESICHTSCHIRURGIE
DURCH VIRTUELLE OPERATIONSPLANUNG
oben
Stereolithographiemodell eines Patienten mit Tumor
im Bereich des Gesichtsschädels, der Schädelbasis
und der vorderen Schädelgrube.