aviso 1 | 2015
DIGITALE WELTEN
COLLOQUIUM
|25 |
Professor Dr. Martin Wikelski
, Zoologe und Professor an der
Universität Konstanz und Direktor am Max Planck-Institut
für Ornithologie in Radolfzell am Bodensee, ist Experte für
weltweite Tierwanderungen.
Uschi Müller
ist die Koordinatorin des ICARUS Projektes und
arbeitet am Max Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell.
bereits gefertigt und getestet. Bald werden die ersten An-
tennen als Prototypen nach Russland geschickt, damit die
Kosmonauten die Anbringung dieser Antennen an den
Modellen der Raumstation unter Wasser als Test für die Schwe-
relosigkeit überprüfen können. Eine deutsch-russische Ver-
einbarung zwischen dem DLR und Roskosmos zum Betrieb
des ICARUS-Systems wurde gerade unterzeichnet und stellt
den dauerhaften Betrieb des ICARUS-Systems sicher, wohl
so lange die ISS existiert.
Darüber hinaus laufen jetzt schon Planungen das ICARUS-
System, auf anderen Satelliten im niedrigen Erdorbit zu flie-
gen, um eine bessere globale Bodenabdeckung und eine ver-
besserte und schnellere Datenauslese zu erzielen und um das
ICARUS-System schnell weiter entwickeln zu können. Das
Ziel dieser Weiterentwicklung ist es, die Größe der Tier-Tags
sobald als möglich auf unter 1 Gramm zu bringen, damit auch
kleine Singvögel und Fledermäuse weltweit beobachtet wer-
den können. Diese Tiere sind für uns wohl die wichtigsten
Dienstleister für unsere Ökosysteme, z. B. für das Vertilgen
von Schadinsekten.
WANDERUNGEN VON FLUGHUNDEN UND EBOLA
Derzeit organisieren sich die Wissenschaftler global mit dem
Ziel, die wichtigsten internationalen Wissenschaftsprojekte
durchzuführen, die nur über ICARUS möglich sind. Beispiele
dafür sind die Wanderungsmuster der etwa hundert Millio-
nen Palmenflughunde in Afrika sowie deren Verwandten, die
möglicherweise wichtige Beiträge zumVerständnis der Ebola-
Ausbreitung liefern können. Andere wichtige Gruppen für
das Verständnis für die Ausbreitung von Krankheiten sind die
Entenvögel, die ebenfalls quer durch Eurasien und Südostasien
über ICARUS-Tags beobachtet werden sollen. Weiterhin sol-
len viele Naturschutzprojekte durchgeführt werden, z. B. die
Beobachtung von frisch geschlüpften Lederschildkröten, eine
der ammeisten bedrohten Schildkrötenarten der Welt, um zu
verstehen, wo die jungen Schildkröten Schwierigkeiten haben
und sterben. Das Ziel dabei ist natürlich, neben einem gene-
rellen Verständnis der Ökologie der Lederschildkröten diese
Jugendstadien entsprechend zu schützen, damit die Schild-
kröten auch weiterhin überleben können.
DIE ICARUS INITIATIVE
hat das Potenzial, mit neuester Tech-
nologie und einem neuen globalen Forschungsansatz
unser Verständnis der Lebenszusammenhänge auf der Erde
zu verändern.
links oben
Martin Wikelski im Zeltlager auf
der Insel Kolguyev beim Programmieren
der Beobachtungssysteme für Blässgänse.
darunter
Die erste Besenderung eines
Monarchfalters im Schmetterlingshaus auf der
Insel Mainau. Später konnten mit
dieser Methode wilde Monarchfalter auf dem
Zug in Kansas/USA beobachtet werden.
links unten
Familien von wildlebenden Bläss-
gänsen auf der russischen Insel Kolguyev,
kurz vor dem Zug nach Südosten (Holland,
Deutschland). Die Tiere können mit ihren
›GPS-Handys‹ mit Beschleunigungsmesser
auf dem Rücken ihre Position und ihr
Verhalten in Echtzeit kommunizieren und damit
besser geschützt werden sowie für uns die
Tundra und Taiga beobachten.
oben
Die Daten, die täglich von der Internatio-
nalen Raumstation ISS ausgelesen werden,
können über das russische Bodenkontroll-
zentrum direkt in das vom Max Planck-Institut
für Ornithologie in Konstanz betriebene Daten-
barchiv »Movebank« eingespeist werden.