Schulversuch Flexible Grundschule - Dokumentation, Ergebnisse, Emfpehlungen für die Praxis - page 54

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Sozioökonomische Unterschiede
Wie die internationalen Vergleichsuntersuchun-
gen der letzten Jahre (PISA, IGLU) gezeigt haben,
hängen auch die sozioökonomischen Unterschiede
mit dem Schulerfolg eng zusammen. Dies wird mit
der Bedeutung der milieubedingten Ressourcen
erklärt, die Kinder in die Schule mitbringen. Dazu
gehören nicht nur die materiellen Ressourcen, die
beispielsweise die Inanspruchnahme von Nachhilfe
und diversen außerschulischen Bildungsangeboten
ermöglichen, sondern auch kulturelle Ressourcen,
die den Erfahrungshorizont bestimmen. Je mehr
sich die eigenen Erfahrungen mit den Bildungsvor-
stellungen und -routinen der Schule überlappen,
desto leichter fällt es Schülerinnen und Schülern,
schulische Anforderungen zu bewältigen. Werden
die milieugeprägten Orientierungen von Bildung
nicht beachtet, könne das zu einer systematischen
Benachteiligung der Gruppen führen, die nicht-pri-
vilegierten Milieus angehören, konstatiert Sturm.
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Es kommt demnach darauf an, Sensibilität für mi-
lieubedingte Nachteile zu entwickeln und ihnen
nach Möglichkeit auch auf verschiedenen Hand-
lungsebenen entgegenzuwirken.
Sprachliche Heterogenität
Für Lehrpersonen deutlich erfahrbar ist die
sprachliche Heterogenität, die Lerngruppen ins-
besondere im städtischen Umfeld aufweisen. Sie
spielt vor allem deshalb eine entscheidende Rolle,
weil Sprache das Bildungsmedium schlechthin ist.
Dabei gilt Deutsch als Verkehrssprache im Unter-
richt und in den Lehrmaterialien. Die Sprache der
Schule ist jedoch noch zu unterscheiden von der
Alltagssprache. Ein alltagssprachliches Wissen ist
für Bildungsinhalte nicht ausreichend. Dies kann
zu Benachteiligungen all derjenigen Schülerinnen
und Schüler führen, die keine bildungssprachli-
chen Erfahrungen mitbringen, ein Umstand, der
eng mit den oben genannten milieubedingten
Ressourcen gekoppelt ist. Bei Kindern mit einer
anderen Familiensprache als Deutsch spielt die
Dauer und die Qualität der sprachlichen Erfah-
rungen in der Zweitsprache eine entscheidende
Rolle. Hier kann die Schule ausgleichend arbei-
ten, indem sie gezielt auf die Situation des Zweit-
sprachenlernens eingeht und die bildungssprach-
lichen Kompetenzen aller Kinder stärkt.
Die Verschiedenheit in einer Lerngruppe kann
selbstverständlich auch entlang weiterer Diffe-
renzlinien beschrieben werden; doch stellt sich
hier über kurz oder lang die Frage nach der tat-
sächlichen Relevanz für das schulische Lernen.
Heterogenität als ein „catch-all-Konzept“
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ermög-
licht zwar Perspektivenvielfalt, läuft aber auch Ge-
fahr, konturlos zu werden. Es kommt daher sehr
genau darauf an, die in den Blick genommenen
Unterschiede auf ihre Bedeutung für das schuli-
sche Lernen hin zu analysieren, sie zu präzisieren
und dann adäquat darauf zu reagieren.
1.3 Umgang mit Heterogenität im
Unterricht
Der Umgang mit Heterogenität erfordert das
Ineinandergreifen dreier Ebenen. Übergreifende
schulstrukturelle Maßnahmen wie etwa die Ein-
richtung jahrgangsgemischter Lerngruppen in der
Flexiblen Grundschule korrespondieren auf der
Ebene der einzelnen Schule bzw. des jeweiligen
Teams mit einer Einstellungsveränderung und auf
der Ebene des Unterrichts mit flexibel differenzie-
renden Formen.
Schulstrukturelle Ebene
Die schulstrukturelle Ebene sorgt dafür, dass
gemeinsames Lernen von unterschiedlichen Kin-
dern möglich wird und entsprechende Rahmen-
bedingungen geschaffen werden. In der Schule
wird darauf geachtet, dass sich „Differenzverträg-
lichkeit“
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aufbaut, d.h., dass sich die Einstellun-
gen der Lehrpersonen so verändern, dass sie die
Verschiedenheit als normal empfinden und wert-
schätzend damit umgehen. Wenngleich Einstellun-
gen von Lehrpersonen immer wieder eine wichtige
Funktion zugeschrieben wird, so kann doch nicht
übersehen werden, dass sie eine vergleichsweise
geringe praktische Relevanz zu haben scheinen.
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Als wirkmächtiger zeigen sich die strukturellen
Bedingungen, die ihnen den professionellen Spiel-
raum vorgeben. Entscheidender sind also unter-
stützend empfundene strukturelle Bedingungen,
wie z.B. hilfreiche Fortbildungen oder auch zusätz-
liche personelle Ressourcen. Gerade deshalb sind
diese beiden Ebenen nicht voneinander isoliert zu
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