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III 2 Umgang mit Heterogenität im Unterricht
Vortrags sein, das Erstellen eines Textes oder das
Lernen an Stationen im HSU-Unterricht, für deren
Bearbeitung bewusst heterogene Teams gebildet
werden. Die im Folgenden abgedruckten Praxis-
beispiele vermitteln einen Einblick in die Vielzahl
der Möglichkeiten.
Der Begriff „Lernumgebung“ ist enger gefasst
und bezieht sich im Sinne des Programms SINUS
an Grundschulen auf Aufgabenformate in der
Mathematik.
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Auch sie ermöglichen individuelles
(mathematisches) Lernen durch Aufgabenstellun-
gen, bei denen der Arbeitsauftrag für alle Kinder
gleich ist, aber jedes Kind entsprechend seinem
mathematischen Entwicklungsstand unterschied-
lich an die Aufgabe herangeht. Lernumgebungen
können komplexe Aufgabenstellungen sein, an
denen über eine Woche gearbeitet werden kann,
aber auch Aufgaben für eine einzelne Stunde oder
kurze Übungen. Nachfolgend bezieht sich der Be-
griff Lernumgebungen auf gemeinsame Lernauf-
gaben im Sinne von SINUS an Grundschulen.
Bedeutung von Eigenproduktionen der
Kinder
Bei gemeinsamen Lernaufgaben ergibt sich auf
eine vom Kind ausgehende Weise eine Differen-
zierung und Individualisierung, anders als bei Ein-
teilungen in Jahrgangs- oder Leistungsgruppen,
die die Lehrkraft kriterienorientiert vornimmt.
Eine wichtige Rolle für die Begleitung und Doku-
mentation des Lernens spielen die Eigenprodukti-
onen der Schülerinnen und Schüler. Sie belegen,
auf welchem Lernniveau ein Kind Aufgaben löst,
und geben dadurch Hinweise für gezielte indivi-
duelle Unterstützung, z.B. im Rahmen von Lern-
gesprächen. Die Dokumentation und Reflexion
der Lernwege sowie Möglichkeiten der Leistungs-
messung werden bei der Planung des Unterrichts
mitbedacht.
Für einen Unterricht, in dem die verschiedenen
Fähigkeiten und Begabungen der Schülerinnen
und Schüler für ein Von- und Miteinanderlernen
fruchtbar gemacht werden, ist das Zusammen-
spiel von Lernaufgaben und Unterrichtsmethoden
(Abb. 2) von besonderer Bedeutung. Die inhalt-
liche Ebene der Lernaufgaben ist eng verknüpft
mit der Ebene der unterrichtsmethodischen Ent-
scheidungen. Die Bearbeitung erfolgt innerhalb
unterschiedlicher methodischer Anordnungen
und grundsätzlich überwiegend in gemeinsamen
Lernsituationen.
Wie durch das Zusammenspiel von gemein-
samen Lernsituationen, Lernaufgaben und Un-
terichtsmethoden die Heterogenität in der Klasse
genutzt wird und gleichzeitig individuelles Lernen
gewährleistet ist, kann das Beispiel eines quali-
tätvollen Mathematikunterrichts zeigen. Zentrale
Merkmale sind mathematisch ergiebige Lernan-
gebote, die die Kinder zum Finden und Darstel-
len eigener Lösungswege sowie zum Untersuchen
und Entdecken von Zusammenhängen anregen.
Abb. 2: Ansatzpunkte für die Gestaltung gemeinsamen Lernens
Gemeinsame Lernsituationen
methodische Ebene:
•
Kooperative Methoden
•
Methodenvielfalt
Gemeinsame Lernaufgaben
Themen und Aufgaben
Lernumgebungen
im engeren Sinne
als ein Sonderfall für Aufgaben