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Peter Leuschner

DIE WIRTSHAUS-TRADITION

in dem markanten Jura-

Fachwerkbau unterhalb des Eichstätter Kugelbergs, in der

einst historischen Buchtal-Vorstadt, unweit des profanierten

Barock-Klosters Notre Dame, des heutigen Infozentrums

Naturpark Altmühltal, ist noch jung, sehr jung sogar. Erst

1997 wurde aus dem über 350 Jahre alten Ackerbürger-

Anwesen die Gaststätte »Zum Gutmann« samt Kleinkunst­

bühne – beides mittlerweile eine Institution in der alten

Bischofs- und jungen Universitätsstadt. Originell: Die Rück­

wand des Saals, ehemals Stadel, ist nackter Fels, an den das

Jurahaus angelehnt ist.

Jurahaus! So heißen die seit demMittelalter aus heimischem

Kalkstein errichteten und mit dünnen Kalkplatten gedeckten

Häuser. Auffälligstes Charakteristikum sind ihre f lach­

geneigten und mit dünnen Plattenkalken belegten Steindä­

cher. Da die Vorkommen dieser Plattenkalke auf wenige Brü­

che zwischen Solnhofen und Kelheim beschränkt sind, gibt

und gab es diesen archaischen Haustyp nur in einem etwa

50 Kilometer breiten Streifen entlang der Altmühl zwischen

Weißenburg und Regensburg. Die »Steinigkeit« der Jurahäu­

ser ist auch beim Wirtshaus »Zum Gutmann« zu spüren.

Natürlich ist auch das Portal aus Jurastein, eingemeißelt »HS«

und »1635« – das Jahr zuvor hatten die Schweden die Stadt

ein zweites Mal gebrandschatzt.

BEGRÜNDET HAT DIE

Wirtshaus-Tradition »Am Graben«,

wo sich in seltener Geschlossenheit Jurahaus-Giebel an Jura­

haus-Giebel reiht, der »Bräu« von Titting – und der Zufall.

Zufällig waren Fritz Gutmann, Senior-Chef der seit 1855 im

aviso 2 | 2016

FREMDE, IN DER FREMDE

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DAS WIRTSHAUS »ZUM GUTMANN« IN EICHSTÄTT

Fotos: Michael Hertrich | Fred Pfaller