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Was bleibt?

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Einsichten und Perspektiven Themenheft 1 | 15

Dankbarkeit

Bengisu Karabacak

Die Menschen haben so viel zu erzählen, von so vielen grausamen Dingen, aber sie sind

dennoch voller Wärme und haben uns so gut behandelt. Es war mir wichtig, zu sehen, dass

man uns keine Schuld gibt und dass wir nicht als „Wiedergutmachung“ hingeflogen sind.

Sondern aus reinem Interesse, die Lebensgeschichten dieser Menschen zu erfahren und wei-

terzugeben. Wenn man nur in Büchern und Textquellen recherchiert, finde ich, fehlt einem

das Gefühl. Das Gefühl, das wir versuchen, hier, in diesem Heft, wiederzugeben.

Elisabeth Popov

Vor allem war ich sehr von der Tapferkeit meiner Interviewpartner überrascht, die, trotz der

schlimmen Erlebnisse in ihrer Vergangenheit, ihre Geschichten der Öffentlichkeit erzählen

wollen.

Michael Winter

Ich bin den Zeitzeugen dankbar, dass sie sich dazu bereiterklärt haben, sich interviewen zu

lassen, es hat mir ein neues, präziseres Bild von der damaligen Situation verschafft.

Rafael Schütz

Wir erfahren und lernen unglaublich viel, aber was wir machen, ist eben nicht nur persön-

lich wichtig, sondern auch für andere, in erster Linie natürlich für die Interviewpartner. Ihre

Jugend war in einer grauenvollen Weise fremdbestimmt und die Erinnerungen daran sind

selbstverständlicher Teil ihres Lebens und ihrer Identität. Das heißt aber auch: Sie haben

überlebt und können jetzt entscheiden, wie sie ihre Lebensgeschichte weitergeben, wem,

welche Teile, zu welchem Zweck. Ich bin sehr froh, dass sie mit uns gesprochen haben, um

dafür zu sorgen, dass ihre Erinnerungen weitergetragen werden, und ich glaube, dass sie es

nicht bereuen.

Fiona Danner

Ich habe realisiert, auch während des Interviews, wie dankbar ich bin und sein sollte, dass ich

ein Leben ohne Krieg und Feindschaft führen kann.

Verantwortung übernehmen

Lisa Lengenfelder

Der einzige Haken ist die viele Arbeit, die Interviews zu transkribieren, in Artikel umzu-

setzen, sich mit den Geschichten immer wieder auseinanderzusetzen. Aber die Arbeit ist

es mir wert, wenn wir so die Geschichten weitergeben können. Man spürt, dass sich etwas

verändert hat, dass man die Welt anders sieht, nur was genau, ist schwer zu beschreiben.

Im Geschichtsunterricht, wenn jetzt der 2. Weltkrieg drankommt, denke ich sofort an die

Interviews. Ich will allen mitteilen, was wir da erfahren haben, ich schätze seither mehr denn

je, nicht in einer Kriegszeit leben zu müssen.

Franziska Schwendner

Auch nach dem Gespräch hielt meine Interviewpartnerin noch lange meine Hand und gab

mir einen Kuss zum Abschied. Durch sie wurde mir bewusst, welche Bedeutung wir für die

Zeitzeugen haben, aber auch, welche Verantwortung wir für ihre Geschichten übernommen

haben.