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Fachprofile der Grundschule
DEUTSCH ALS ZWEITSPRACHE
Unterschied zum Strukturmodell des Faches Deutsch um den Bereich Hören erweitert. Schülerin-
nen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf in den Bereichen Hören und Sprache
benötigen zur Entwicklung einer phonologischen Bewusstheit in der Zweit- wie auch in der Erst-
sprache besondere Zuwendung, mehr Zeit und ggf. angemessene technische Hilfsmittel.
Da die Sprache das zentrale Mittel aller schulischen und außerschulischen Kommunikation ist, setzt
schulischer Lernerfolg Verstehen, ausdauerndes und Inhalte verknüpfendes Zuhören sowie Mit-
redenkönnen in der Unterrichtskommunikation voraus. Verstehen und Sprechen sind immer auch
soziales Handeln. Um Verständnisproblemen begegnen zu können, erwerben die Schülerinnen und
Schüler ein Repertoire an Verstehensstrategien. Im Unterschied zum Fachlehrplan des Faches
Deutsch enthält Deutsch als Zweitsprache kein eigenes Modul Über Lernen sprechen. Die ent-
sprechenden Kompetenzerwartungen finden sich in allen Kompetenzbereichen. Im szenischen Spiel
erproben Schülerinnen und Schüler auf spielerische Weise ihr Sprachhandeln.
Lesen – mit Texten umgehen
In der Grundschule wird die grundlegende Lesekompetenz erworben und trainiert. Beim Schrift-
spracherwerb in der Zweitsprache müssen die Schülerinnen und Schüler neben den allgemeinen
Herausforderungen auch Probleme mit einem nicht gesicherten Lautsystem, einem oft unbekann-
ten, unsicheren Wortschatz und ggf. mit unterschiedlichen Schriftsystemen in der Erst- und Zweit-
sprache bewältigen, um Geschriebenes zu erfassen. Sprachliches Verstehen von Wörtern und
Sätzen wird zu sinnerfassendem Lesen von Texten weiterentwickelt. Im fortgeschrittenen Stadium
des Spracherwerbs wird die Fähigkeit erweitert, erzählende, informierende und argumentierende
Texte zu unterscheiden und zu reflektieren. Lesen erweitert den Wortschatz, führt an neue sprach-
liche Muster heran, stärkt das Interesse an weiterem, selbstbestimmtem Lesen und befähigt zu
einer bewussten Auswahl geeigneter, auch mehrsprachiger Texte und Medien. Sinnentnehmendes
Lesen und kompetentes Präsentieren des Gelesenen setzen eine geübte Lesetechnik und hin-
reichende Leseerfahrung in der Zweitsprache voraus. Auf Grundlage des erweiterten Textbegriffs
kommen für Schülerinnen und Schüler vermehrt mediale Texte, z.B. Hörbücher, gezielt zum Einsatz.
Schreiben
In der Grundschule erlernen Kinder das Schreiben und entwickeln eine lesbare sowie flüssige Hand-
schrift. Dabei begegnen Schülerinnen und Schüler mit nicht deutscher Erstsprache wie auch beim
Lesen zusätzlich den Herausforderungen einer noch zu erwerbenden Sprache. Manche Schülerin-
nen und Schüler müssen ein neues Schriftsystem erwerben. Kinder mit sonderpädagogischem För-
derbedarf imFörderschwerpunkt körperliche undmotorische Entwicklung benötigen zumEntwickeln
der individuellen Handschrift mehr Zeit, angemessene therapeutische Unterstützung und ggf. tech-
nische Hilfsmittel. Im Unterricht wird bewusst, dass schriftliche Sprache sich deutlich von münd-
licher unterscheidet und schriftliche Texte langsamer und reflektierter entstehen als mündliche
Äußerungen. Gleichzeitig ist schriftliche Sprache weniger fehlertolerant als mündliche. Deshalb wird
Geschriebenes auch gemeinsam mit anderen reflektiert und überarbeitet. Die Schülerinnen und
Schüler nutzen Schreiben zur Kommunikation, zur Sicherung von Informationen, zur gedanklichen
Auseinandersetzung sowie zum kreativen und gestalterischen Umgang mit Sprache. Sie gestalten
den Schreibprozess selbständig und verfassen ihre Texte auf dem Stand ihrer sich stets weiter-
entwickelnden Lernersprache.