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Fachprofile der Grundschule
KATHOLISCHE RELIGIONSLEHRE
Die Schülerinnen und Schüler entwickeln eigene religiöse Dialog- und Urteilsfähigkeit.
Es ist gesellschaftliche Realität, dass Schülerinnen und Schüler durchwegs von klein auf Menschen
aus anderen Kulturkreisen, Konfessionen und Religionen begegnen. Indem sie in der Grundschule
Neues aufnehmen und ihre Vorstellungen und Verstehensweisen miteinander teilen, lernen sie, ein-
ander aufmerksam zuzuhören, entwickeln Offenheit füreinander, stellen Unterschiede fest und ler-
nen, einander zu respektieren. Der Austausch mit Kindern anderer Konfessionen, Religionen und
Weltanschauungen fördert das Zusammenleben und trägt auch dazu bei, den Sinn für das Wesent-
liche des christlichen Glaubens zu gewinnen.
Der Religionsunterricht ist als bekenntnisgebundenes Fach im Grundgesetz für die Bundesrepublik
Deutschland und in der Verfassung des Freistaates Bayern verankert. Gerade seine Konfessionalität
ermöglicht einen direkten und authentischen Kontakt zum Glauben der katholischen Kirche. Eine
solche Rückbindung und Auseinandersetzung mit erlebbaren Glaubensformen und Traditionen bietet
zugleich eine Chance, in einer offenen und weltanschaulich vielstimmigen Gesellschaft einen eige-
nen religiösen Standpunkt zu entwickeln.
Begegnung mit Religion und Glaube ist nicht auf die Schule beschränkt. Sie findet statt im all-
täglichen Zusammenleben in der Familie, in einer Vielzahl von Anlässen innerhalb des sozialen,
gesellschaftlichen und kirchlichen Lebens, in Eindrücken aus den Medien, an Festtagsgelegen-
heiten des Kalenders, auch in kirchlichen Aktionen, die sich etwa an Kinder wenden. Die Pfarr-
gemeinden übernehmen v. a. mit der Hinführung zu den Sakramenten der Versöhnung und der
Eucharistie die Verantwortung für eigene katechetische Angebote. Diese Vorbereitungsphasen wir-
ken auf die Schule und den Unterricht zurück. Der Religionsunterricht zielt dabei, im Sinne eines
reflektierenden und ergänzenden Geschehens, auf ein handlungsorientiertes Verstehen der Glau-
benspraxis der Kirche.
1.2 Lernprozesse und Kompetenzerwerb im katholischen
Religionsunterricht
Eigenständiges Lernen der Schülerinnen und Schüler im Unterricht wird von Anregungen der Leh-
renden initiiert, begleitet und gefördert. Auf diese Weise bauen sie Kompetenzen auf, die Selbst-
tätigkeit ermöglichen. Deshalb ist die Auseinandersetzung mit religiösen Inhalten und der Erwerb
entsprechender Kompetenzen in gleicher Weise auf lebensnahe Lernprozesse wie auf durch Ein-
sicht gewonnene Lernergebnisse ausgerichtet. Auf diese Weise bewältigen die Kinder ihre alters-
gemäßen Entwicklungsaufgaben und können Halt und Orientierung im christlichen Glauben finden.
Denn im Religionsunterricht sind Leben- und Glaubenlernen untrennbar aufeinander bezogen. So
bauen sie Kompetenzen auf, die für ein verantwortliches Denken und Handeln im Hinblick auf den
katholischen Glauben sowie auf die eigene Religiosität und andere Religionen oder Weltanschauun-
gen notwendig sind.
Schülerinnen und Schüler, die am Religionsunterricht teilnehmen, unterscheiden sich oft deutlich im
Hinblick auf ihre kulturelle Prägung, ihre religiöse Sozialisation, ihren Entwicklungsstand sowie ihren
spezifischen Lern- und Unterstützungsbedarf. Jedes Kind bringt seinen eigenen Hintergrund und
seine individuelle Geschichte mit in die heterogene Gemeinschaft der Lernenden. Dies führt in vielen