Kinder und Jugendliche wachsen heute in einer sich rasch verändernden Welt auf. Der digitale Wandel entfaltet dabei eine enorme Dynamik, die weit über technische Entwicklungen hinausgreift. Denn digitale Technologien eröffnen nicht nur neue technische Möglichkeiten, sie verändern auch das individuelle Leben, die Gesellschaft und die Möglichkeiten für das Lernen fundamental.
Um die Schülerinnen und Schüler auf die digitale Zukunft vorzubereiten, nutzen die bayerischen Schulen die digitalen Potenziale und bieten einen Raum zur aktiven Auseinandersetzung mit digitalen Medien und Werkzeugen.
Bildung vollzieht sich – auch unter den Bedingungen der Digitalität – als aktive Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Umwelt. Angesichts des digitalen Fortschritts wird mittlerweile häufig die digitale Kompetenz als vierte Kulturtechnik neben das Lesen, Schreiben und Rechnen gestellt. Unbestritten ist, dass der souveräne und gleichzeitig kritische Umgang mit digitalen Medien eine notwendige Voraussetzung für die gesellschaftliche Teilhabe in der digitalen Welt ist. Dies bedeutet nicht, dass die Fähigkeit, lesen, schreiben und rechnen zu können, weniger wichtig wird. Vielmehr müssen die Schülerinnen und Schüler 21century skills erwerben. So wird die Anschlussfähigkeit an weitere Bildungsphasen und die digitale Arbeitswelt gewährleistet.
Die Schulen spielen dabei eine sehr wichtige Rolle. Das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus verfolgt das Ziel, die Chancen digitaler Medien für den Bildungsbereich zu nutzen und dabei auch die damit verbundenen Herausforderungen in den Blick zu nehmen.
Gleichzeitig wird an dem Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schulen festgehalten, die Schülerinnen und Schüler zu einer aktiven, reflektierten und verantwortlichen Teilhabe am gesellschaftlichen, politischen, beruflichen und am kulturellen Leben und Zusammenleben zu befähigen. Dieses unveränderte Ziel muss unter den sich ändernden Vorzeichen in einer digitalisierten Welt zeitgemäß ausgestaltet werden.
Lernen mit Medien – Digitalisierung als Werkzeug
Um diese Kompetenzen in Schule und Unterricht systematisch erwerben zu können, ist die Digitalisierung an bayerischen Schulen zum einen ein Werkzeug im Bildungsprozess selbst.
Der sichere Umgang mit IT-Systemen ist eine Kompetenz, die für die meisten Berufsfelder heute grundlegend ist. Die Heranwachsenden werden darüber hinaus an informatisches Denken herangeführt, indem sie lernen, eine Problemstellung zu beschreiben, Modelle zu entwickeln und diese zur Problemlösung umzusetzen.
Mit digitalen Werkzeugen können aktuelle Informationen leichter in den Unterricht einbezogen, Inhalte im Klassenzimmer multimedial aufbereitet, anschaulicher dargestellt und realitätsnahe Aufgaben gestellt werden.
Digitale Hilfsmittel stärken die Zusammenarbeit innerhalb einer Klasse und über die Klasse hinaus. So kann zeitlich und räumlich flexibel gemeinsam an einer Aufgabe gearbeitet, gegenseitig Feedback gegeben und intensiv kommuniziert werden.
Medieninhalte sollen im Unterricht nicht nur konsumiert, sondern auch aktiv gestaltet und produziert werden. Digitale Geräte werden somit zu Werkzeugen, um kreative Lernprodukte zu erstellen und sich dadurch aktiv und intensiv mit den Unterrichtsinhalten auseinanderzusetzen.
Die Schülerinnen und Schüler können sich mit digitalen Werkzeugen auf noch individuellere Weise mit den Inhalten auseinandersetzen, indem sie beispielsweise aus einem Pool digitaler Aufgaben wählen und auf der passenden Niveaustufe üben. Eigene Lernfortschritte können dokumentiert, Lernprozesse individualisiert und Lernstrategien reflektiert werden.
Lernen über Medien – Digitalisierung als Lerninhalt
Zum anderen ist die Digitalisierung an bayerischen Schulen auch Gegenstand von Bildung.
Algorithmen beeinflussen immer häufiger Entscheidungen im Alltag – ohne dass dies immer bewusst wird. Für ein mündiges Leben in einer digitalen Welt ist es daher nötig, dass sich die Schülerinnen und Schüler der Einsatzmöglichkeiten dieser Technologien bewusst werden.
Jeder Einzelne ist von einer unüberschaubaren Fülle an Informationen umgeben. Die Schülerinnen und Schüler müssen lernen, systematisch Informationen zu recherchieren und diese kritisch zu bewerten. Auch Verantwortungsbewusstsein bei der Informationsnutzung und ‑weitergabe ist heute wichtiger denn je.
Soziale Netzwerke spielen für die Kommunikation der Kinder und Jugendlichen eine große Rolle. Sich hier angemessen zu verhalten und zu präsentieren, dabei gleichzeitig sensibel mit den eigenen Daten und der Privatsphäre umzugehen, sind wichtige Lernschritte für die Heranwachsenden.
Das Internet eröffnet zahlreiche Wege der Meinungsbildung und des Austauschs. Gleichzeitig verändern „Fake News“ und „Filterblasen“ den gesellschaftlichen Diskurs und sind eine Bedrohung für das demokratische Zusammenleben. Im Unterricht wird thematisiert, wie man solche Phänomene erkennt und darauf reagiert.
Die Digitalisierung macht es erforderlich, sich mit vielfältigen politischen, gesellschaftlichen und ethischen Bereichen auseinanderzusetzen. Autonome Fahrzeuge, Künstliche Intelligenz und digitale Überwachungsmöglichkeiten werfen Fragen auf, wie die technischen Möglichkeiten zum Wohle des Einzelnen und der Gesellschaft eingesetzt werden können.
Die Förderung von Medienkompetenz ist eine Querschnittsaufgabe aller Schularten, aller Fächer und aller Lehrkräfte. Im LehrplanPLUS ist Medienbildung/Digitale Bildung daher als ein zentrales fächerübergreifendes Bildungs- und Erziehungsziel verankert:
Schülerinnen und Schüler erwerben im Rahmen der schulischen Medienbildung Kenntnisse und Fertigkeiten, um sachgerecht, selbstbestimmt und verantwortungsvoll in einer multimedial geprägten Gesellschaft zu handeln.
Sie analysieren und bewerten Vorzüge und Gefahren von Medien und nutzen diese bewusst und reflektiert für private und schulische Zwecke. Insbesondere wägen sie kriteriengeleitet ihren Umgang mit sozialen Netzwerken ab.
Folglich leistet jedes Unterrichtsfach aus der jeweiligen Fachperspektive einen Beitrag zur Medienkompetenzentwicklung der Schülerinnen und Schüler: Im Rahmen der damit verbundenen inhaltlichen Auseinandersetzung mit digitalen Medien und deren Einsatz als Werkzeug im jeweiligen Fachunterricht gewinnt die technologische Perspektive zunehmend an Bedeutung. Dieser Tatsache wird Rechnung getragen, indem die Fächer Informatik bzw. Informationstechnologie als Pflichtfach an allen weiterführenden Schulen gestärkt werden.
Stand: 04. April 2024