Das Kolleg führt Erwachsene in zwei, drei oder vier Jahren zur Allgemeinen Hochschulreife.
Der Unterricht am Kolleg ist ganztägig, eine berufliche Tätigkeit daneben ist nicht möglich. Es gibt unterschiedliche Sprachenfolgen. Stoffauswahl und Unterrichtsmethoden berücksichtigen Vorbildung, Lebensreife und Berufserfahrung der erwachsenen Schülerinnen und Schüler.
Im Vorkurs und in der Jahrgangsstufe I wird der Unterricht nach einer festen Stundentafel erteilt. In den Jahrgangsstufen II und III wird weitgehend nach dem System der Qualifikationsphase der Oberstufe des Gymnasiums unterrichtet.
Zielsetzung, Zielgruppe und Zulassungsvoraussetzungen
Die bayerischen Kollegs bauen auf dem Mittleren Schulabschluss auf. Junge Erwachsene, die keinen Mittleren Schulabschluss erworben haben, treten über den Vorkurs in das Kolleg ein.
Der Bildungsgang der Kollegs orientiert sich an der Oberstufe des bayerischen Gymnasiums. Wie die bayerischen Gymnasien bereiten die Kollegs ihre Schülerinnen und Schüler auf ein Hochschulstudium vor. Der Bildungsabschluss am Kolleg ist das Abitur und damit die Allgemeine Hochschulreife.
Die Kollegs öffnen ihren Schülerinnen und Schülern dadurch den Zugang zu allen Studiengängen an allen Hochschulen und Universitäten. Deshalb steht auch hier die Vermittlung der breiten und vertieften Allgemeinbildung und der allgemeinen Studierfähigkeit im Mittelpunkt. Deutsch, Mathematik und zwei Fremdsprachen bilden daher die Schwerpunkte des Unterrichtsangebots.
Das Kolleg ist die richtige Schulart für Sie, wenn Sie nach Ihrem ersten Bildungsweg
- auf der Suche nach einer neuen beruflichen Orientierung sind,
- eine akademische Qualifikation anstreben,
- Freude an Bildung und Spaß am Lernen haben,
- eine hohe Lernmotivation und Ausdauer mitbringen.
Der Unterricht findet überwiegend zwischen 8 Uhr und 13 Uhr statt. Nebenbei einer geregelten Arbeitstätigkeit nachzugehen, ist nicht möglich: Schülerinnen und Schüler des Kollegs dürfen während des Kollegbesuchs keine vollberufliche Tätigkeit ausüben.
Voraussetzung für die Aufnahme in das Kolleg ist immer eine abgeschlossene Berufsausbildung oder eine mindestens zweijährige Berufstätigkeit.
Dabei gilt:
- Die Führung eines Familienhaushaltes ist einer Berufstätigkeit gleichgestellt.
- Wehr- und Zivildienstzeiten, Zeiten des Entwicklungsdienstes, des Freiwilligen Sozialen oder Ökologischen Jahres sowie nachgewiesener Arbeitslosigkeit können angerechnet werden.
Je nach Vorbildung und Alter kann das Abitur am Kolleg nach einer Ausbildungsdauer von vier, drei oder zwei Jahren abgelegt werden:
- In den Vorkurs können Sie ohne Mittleren Schulabschluss aufgenommen werden, wenn Sie mindestens 17 Jahre alt sind. Ihre Gesamtausbildungsdauer beträgt dann 4 Jahre.
- In die Jahrgangsstufe I können Sie aufgenommen werden, wenn Sie im Schuljahr der Anmeldung mindestens 18 Jahre alt sind sowie einen Mittleren Schulabschluss erworben haben oder den Vorkurs erfolgreich durchlaufen haben oder eine Aufnahmeprüfung erfolgreich abgelegt haben. Ihre Gesamtausbildungsdauer beträgt dann 3 Jahre.
- In die Jahrgangsstufe II können Sie aufgenommen werden, wenn Sie im Schuljahr der Anmeldung mindestens 18 Jahre alt sind und in einer Aufnahmeprüfung den Wissensstand der gesamten Jahrgangsstufe I nachweisen (unter anderem Kenntnisse in einer zweiten Fremdsprache). Ihre Gesamtausbildungsdauer beträgt dann 2 Jahre.
Eine Probezeit dient dazu, dass Sie Klarheit darüber gewinnen, ob Sie den richtigen Weg gewählt haben und über die erforderliche Eignung verfügen.
Das Profil der Kollegs
Die Schülerinnen und Schüler der Kollegs kommen mit unterschiedlichem Vorwissen und verschiedenen Voraussetzungen an die Schule und werden gemeinsam Schritt für Schritt an das Bildungsziel der breiten und vertieften Allgemeinbildung herangeführt. Arbeits- und Lernmethoden werden intensiv trainiert.
In den Vorkursen wird den Schülerinnen und Schülern ein breites gemeinsames Fächerprogramm angeboten: Deutsch, Mathematik, Englisch bzw. Latein, Physik, Chemie, Biologie, Geschichte, Politik und Gesellschaft sowie Geographie.
In der Jahrgangsstufe I wird das Fächerprogramm durch das Erlernen einer zweiten Fremdsprache (Englisch, Französisch, Griechisch, Latein, Russisch, Spanisch) erweitert: Das Angebot hängt dabei von den Schwerpunktsetzungen der jeweiligen Schule ab. Dazu kommen die Fächer Religionslehre bzw. Ethik, Wirtschaft und Recht sowie ggf. die spät beginnende Informatik.
In Vorkurs und Jahrgangsstufe I wird nach eigens für die Kollegs entwickelten Lehrplänen unterrichtet, über deren Inhalte Sie sich auf der Seite des ISB informieren können.
Der Unterricht in der Qualifikationsphase (Jahrgangsstufen II und III) bereitet Sie in besonderer Weise auf den Erwerb der Allgemeinen Hochschulreife vor. Der Unterricht folgt daher den Lehrplänen, die auch am Gymnasium gelten. Aufgrund ihrer besonderen Bedeutung für die Bildungsziele stehen Deutsch und Mathematik im Zentrum eines breiten Fächerspektrums.
Zur Vertiefung der methodischen Voraussetzungen werden die erforderlichen wissenschaftlichen Arbeitstechniken intensiv trainiert:
- In der Einführungsphase (Jahrgangsstufe I) stellt die Wissenschaftswoche das wissenschaftspropädeutische und fächerübergreifende Arbeiten in den Mittelpunkt.
- In der Qualifikationsphase fertigen Sie im Wissenschaftspropädeutischen Seminar (W-Seminar) eine Seminararbeit an und werden dadurch an die Arbeitsweisen in Hochschulen bzw. Universitäten herangeführt.
Neben der Methodenkompetenz wie dem selbstständigen Erarbeiten, Präsentieren und der überzeugenden Darbietung von fachlichen Inhalten fördert der Unterricht an den Kollegs auch die Entwicklung sozialer und personaler Kompetenzen.
Zudem lernen Sie, digitale Medien fach- und sachgerecht ein zusetzen, erweitern Ihre Kompetenzen und reflektieren den Umgang mit digitalen Medien in einer digitalen Welt.
- Über den Pflichtunterricht hinaus können Sie Ihren persönlichen Neigungen und Interessen entsprechende Wahlangebote belegen und z.B. im künstlerisch-kreativen oder sportlichen Bereich individuelle Schwerpunkte setzen. Hierzu gehören Theater-, Kunst-, Musik- oder Sportgruppen.
In der Qualifikationsphase wählen Sie ein Leistungsfach und ein W-Seminar aus dem Angebot der Schule, entscheiden sich zwischen Wahlpflichtalternativen und können darüber hinaus weitere Fächer im Profilbereich belegen. So wird die gymnasiale Bildung an den Kollegs ergänzt und abgerundet.
Fachliche und methodische Unterschiede in den Vorkenntnissen sollen mit gezielten Fördermaßnahmen ausgeglichen werden. Hierzu bestehen verschiedene Angebote:
- Förderunterricht im Fach Deutsch (insbesondere für Schülerinnen und Schüler, deren Muttersprache nicht Deutsch ist)
- Intensivierungs- und Profilstunden in Mathematik, den Fremdsprachen und den Naturwissenschaften
- Differenzierungsstunden in Deutsch und Mathematik
- Training von Arbeits- und Lerntechniken
- Unterstützung und Begleitung durch Tutorinnen undTutoren
- Beratung durch Schulpsychologinnen und -psychologen, Sozialarbeiterinnen und -arbeiter sowie Beratungslehrkräfte
Der Bildungsweg an den Kollegs
Der Bildungsweg an den Kollegs dauert in der Regel drei Schuljahre, bei Besuch des Vorkurses vier Schuljahre.
Im Vorkurs kann bei Vorliegen der entsprechenden Anforderungen der Mittelschulabschluss erworben werden. Der erfolgreiche Abschluss der Jahrgangsstufe I vermittelt den Mittleren Schulabschluss. Zudem sind die Schülerinnen und Schüler dann dazu berechtigt, in die Jahrgangsstufe II und somit in die Qualifikationsphase der Kollegs einzutreten.
Im Mittelpunkt des Vorkurses steht stets die Erarbeitung fachlicher und methodischer Grundlagen für den Unterricht in der Jahrgangsstufe I.
Am Bayernkolleg Augsburg findet der einjährige Vorkurs in zwei getrennten Halbjahren statt:
- Das 1. Halbjahr (Beginn im September) ist insbesondere für Bewerberinnen und Bewerber ohne Mittleren Schulabschluss gedacht. Im Mittelpunkt steht die gezielte Förderung in den Kernfächern Deutsch, Englisch und Mathematik.
- Für Bewerberinnen und Bewerber, die bereits einen Mittleren Schulabschluss erworben haben, besteht die Möglichkeit, nur das 2. Halbjahr (Beginn im Februar) zu besuchen.
An den Bayernkollegs Augsburg und Schweinfurt werden im Vorkurs und in Jahrgangsstufe I besondere Klassen für Schülerinnen und Schüler angeboten, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Auch am Hermann-Kesten-Kolleg in Nürnberg wird ein besonderer Vorkurs angeboten, der sich an Schülerinnen und Schüler richtet, die Deutsch als Fremdsprache gelernt haben.
Die Kollegs vermitteln eine gymnasiale Bildung mit unterschiedlichen Sprachenfolgen:
Die zweiten Fremdsprachen Französisch, Spanisch und Russisch können von den Kollegs auch als neu einsetzende spät beginnende Fremdsprache angeboten werden. Diese müssen dann zusätzlich zur ersten Fremdsprache bis zur Abiturprüfung belegt und in den Jahrgangsstufen I, II und III im Umfang von insgesamt 12 Wochenstunden besucht werden.
Alle Pflichtfächer sind Vorrückungsfächer. Kernfächer sind Deutsch, Mathematik, die Fremdsprachen und Physik.
Die Qualifikationsphase gliedert sich wie an allen bayerischen Gymnasien in vier Kurshalbjahre (II/1 und II/2; III/1 und III/2), die den Schulhalbjahren entsprechen. Es wird nach Pflichtbereich, Wahlpflichtbereich und Profilbereich unterschieden.
Im Mittelpunkt stehen die drei Fächer auf erhöhtem Anforderungsniveau (eA):
- das vierstündige Fach Deutsch
- das vierstündige Fach Mathematik
- das aus dem Angebot der Schule wählbare Leistungsfach, das im Vergleich zum entsprechenden Fach auf grundlegendem Anforderungsniveau (gA) mit zwei zusätzlichen Wochenstunden unterrichtet wird.
Zudem werden die Fremdsprachen bzw. Naturwissenschaften besonders berücksichtigt.
Die Abschlussprüfung: Das Abitur
Am Ende der Qualifikationsphase der Oberstufe legen die Schülerinnen und Schüler die zentralgestellte Abiturprüfung in fünf Fächern ab. Die wichtigsten Informationen zu der Oberstufe und dem Abitur finden Sie auf folgender Webseite: Die Gymnasiale Oberstufe
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Stand: 30. Juli 2024