Eine Lehrkraft beschäftigt sich gemeinsam intensiv mit Lernenden mit digitalen Medien
Bayern setzt auf eine möglichst frühe Erkennung der Begabungen, eine intensive Beratung und die kontinuierliche Förderung ©Gorodenkoff – stock.adobe.com

Begabtenförderung gehört zum Kern von Bildungsgerechtigkeit. Dabei stehen im bayerischen Konzept und der schulischen Praxis die einzelne Schülerin und der einzelne Schüler im Mittelpunkt der Begabtenförderung. Bayern setzt dabei auf eine möglichst frühe Erkennung der Begabungen, eine intensive Beratung und die kontinuierliche Förderung.

Vielfältige Instrumente stehen in Bayern für eine individuell möglichst passgenaue Begabtenförderung zur Verfügung – von der Flexiblen Grundschule, dem Mittleren-Reife-Zug an der Mittelschule über die Einrichtung von Talentklassen an Realschulen sowie den Hochbegabtenklassen und Kompetenzzentren für Begabtenförderung an Gymnasien bis hin zum Angebot von Spitzenwettbewerben und Programmen wie „Talent im Land Bayern“ oder der Bund-Länder-Initiative „Leistung macht Schule“.

Definition und Diagnose

Eine Erstinformation zum Thema bieten die Broschüre Begabte Kinder finden und fördern des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, die sich v. a. an betroffene Erziehungsberechtigte und Lehrkräfte wendet, sowie der Leitfaden „Besondere Begabungen an weiterführenden Schulen finden und fördern“ des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung München (ISB).

Das Münchner Hochbegabungsmodell von Heller u. a. beschreibt Begabung beispielsweise als mehrdimensionales Konzept in seinem Gesamtzusammenhang.

  • Das Modell grenzt dabei personale Leistungsvoraussetzungen von gezeigter Leistung in unterschiedlichen Gebieten ab.
  • Nach Heller bestimmen nicht nur personale Begabungsfaktoren (wie intellektuelle und kreative Fähigkeiten) die Wahrscheinlichkeit, mit der eine Person eine Begabung in einem bestimmten Leistungsbereich zeigt, sondern auch weitere Persönlichkeitsmerkmale (wie Stressbewältigung und Leistungsmotivation) sowie äußere Umweltmerkmale (wie die familiäre Lernumwelt oder das Klassenklima) beeinflussen diese.
  • Im Beratungskontext kann das Modell dabei hilfreich sein, die Beteiligten auf Entwicklungsmöglichkeiten aufmerksam zu machen, über Interventions- und Veränderungsmöglichkeiten zu diskutieren und vorschnell gefasste, monokausale Ursachenzuschreibungen etwa bei Underachievement zu hinterfragen.

Heller, K. A. (Hrsg): Lehrbuch Begabungsdiagnostik in der Schul- und Erziehungsberatung , 2. vollständig überarbeitete Auflage, Bern 2000

  • Zunächst beraten Klassenleitung und die in der Klasse unterrichtenden Lehrkräfte die Schülerin bzw. den Schüler und deren bzw. dessen Erziehungsberechtigte.
  • Weitere Ansprechpartner sind die Beratungslehrkräfte sowie die Schulpsychologinnen bzw. Schulpsychologen an den Schulen vor Ort.
  • Darüber hinaus verfügt jeder Regierungsbezirk über eineStaatliche Schulberatungsstelle, an der besonders erfahrene Beratungslehrkräfte und Schulpsychologinnen bzw. Schulpsychologen auch für Fragen rund um Begabung und Diagnostik zur Verfügung stehen.

Staatliche Schulberatungsstellen

Das Beratungsangebot der Staatlichen Schulberatung umfasst:

  • Identifikation und Diagnose des Begabungspotenzials
  • Möglichkeiten der Förderung an der Schule
  • Beratung zur Schullaufbahn (wie z. B. Überspringen / Wechsel der Schule)
  • Beratung von betroffenen Lehrkräften
  • Beratung für die Kinder
  • Mögliche außerschulische Förderung

Begabungspsychologische Beratungsstellen

Die folgenden drei Angebote bieten eingehende Beratung von Eltern und Lehrkräften bis hin zur Identifikation und Diagnose des Begabungspotenzials.

Telefon:
Fax:
Web:

Ludwig-Maximilians-Universität München
Begabungspsychologische Beratungsstelle
Edmund-Rumpler-Str. 13
80939 München
Tel.: 089/ 2180 72500
E-Mail: beratung-hb@psy.lmu.de
Website: www.psy.lmu.de/begabung

Telefon:
Fax:
Web:

Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Begabungspsychologische Beratungsstelle
Röntgenring 10
97070 Würzburg
Tel.: 0931/ 31 86023
E-Mail: begabungsberatungsstelle@uni-wuerzburg.de
Website: www.uni-wuerzburg.de/begabungsberatungsstelle

Telefon:
Fax:
Web:

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
LBFH – Landesweite Beratungs- und Forschungsstelle für Hochbegabung
Dutzendteichstraße 24
90478 Nürnberg
Tel. 0911/ 5302 96509
E-Mail: lbfh@fau.de
Website: www.lbfh.uni-erlangen.de

Weiterführende Informationen


Schulartübergreifende Angebote zur Begabtenförderung

In Bayern stehen schulartübergreifend verschiedene Angebote zur Verfügung, um Schülerinnen und Schüler besonders zu fördern und ihnen Möglichkeiten zu eröffnen, damit sie ihr Potential entfalten können.

Das bayerische Bildungswesen bietet den jungen Menschen günstige Voraussetzungen für ihre individuelle Förderung und Entfaltung. Mit den verschiedenen Schularten des differenzierten Schulsystems werden den Lernenden passgenaue Bildungsgänge angeboten, die deren unterschiedlichen Neigungen und Interessen, Begabungen und Fähigkeiten entsprechen. Auch innerhalb der einzelnen Schularten ist die individuelle Förderung ein fester Bestandteil der Unterrichtsorganisation.

Dabei ist eine breite Palette an Maßnahmen speziell auf die Förderung von hochbegabten Schülerinnen und Schülern ausgerichtet und umfasst Schullaufbahn verkürzende Maßnahmen (Akzeleration) sowie zusätzliche, über den Unterricht hinausgehende Angebote (Enrichment). Weitere wichtige Bausteine in der Begabtenförderung stellen die Beratung besonders begabter Kinder und Jugendlicher und deren Eltern durch schulische Expertinnen und Experten dar und die Verankerung des Themas Begabtenförderung in der Lehreraus- und -fortbildung.

Die Möglichkeit des Überspringens einer Jahrgangsstufe synchronisiert die Schullaufbahn von hochbegabten Kindern und Jugendlichen mit ihrer beschleunigten geistigen Entwicklung. Besonders befähigten Schülerinnen und Schülern kann auf Antrag der Erziehungsberechtigten das Überspringen einer Jahrgangsstufe gestattet werden, wenn zu erwarten ist, dass sie nach ihrer Reife und Leistungsfähigkeit den Anforderungen gewachsen sind. Die Entscheidung treffen je nach Schulart die Schulleitung bzw. die Lehrerkonferenz.

In Form von Wahlunterricht oder freiwilligen Arbeitsgruppen mit natur- oder geisteswissenschaftlichen, musischen oder künstlerischen Schwerpunkten bieten Grundschulen, Mittelschulen, Realschulen, Wirtschaftsschulen und Gymnasien (z. B. durch Experimentiergruppen, Literaturangebote, Projektgruppen, Arbeitsgruppen zu Fragen aus Politik und Zeitgeschichte, Fremdsprachen, Informatik, Astronomie etc.) die Möglichkeit, sich über das altersgemäße Lernpensum hinaus in weitere Wissensgebiete zu vertiefen.

Schülerwettbewerbe stellen eine motivierende Herausforderung für besonders interessierte und begabte Kinder und Jugendliche dar, durch die sie sich beweisen können sowie Bestätigung und eine besondere Förderung erfahren. Je nach Interesse der Schülerinnen und Schüler kann hier zwischen einer Vielzahl an Wettbewerben aller Fachbereiche gewählt werden, ebenso wie zwischen Aufgabenformaten, die entweder im Team oder einzeln zu erledigen sind.

Das bayerische Kultusministerium veranstaltet eine Reihe bayerischer Landeswettbewerbe, wie „Erinnerungszeichen“, „Die Deutschen und ihre östlichen Nachbarn“, den „Landeswettbewerb Mathematik“ oder den „Landeswettbewerb Alte Sprachen".

Ebenfalls hervorzuheben sind die von der KMK besonders empfohlenen bundesweiten Schülerwettbewerbe, die herausragende Qualitätskriterien erfüllen, wie z. B. der „Europäische Wettbewerb“, „Jugend debattiert“, „Jugend forscht“, der „Bundeswettbewerb Fremdsprachen“, der „Bundeswettbewerb Mathematik“ oder die Chemie-, Physik- oder Mathematik-Olympiaden.

Vom Staatsministerium organisierte Ferienseminare für besonders interessierte und leistungsfähige Schülerinnen und Schüler der Mittelschule (nach Jahrgangsstufe 8), Realschule (Jahrgangsstufe 9), des Gymnasiums (Jahrgangsstufe 11 und 12), der Wirtschaftsschule (Jahrgangsstufe 9) und Berufsfachschule sowie Berufsschule, Fachoberschule und Berufsoberschule (jeweils in unterschiedlichen Jahrgangsstufen) vermitteln über den Unterricht hinaus anregende und bereichernde Kenntnisse in Vorträgen sowie Exkursionen und bieten Gelegenheit zu Gesprächen mit bekannten Persönlichkeiten aus Kultur, Politik, Wirtschaft und Verwaltung. Maßstab für die Auswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die Ministerialbeauftragten und das Staatsministerium ist neben rein schulischen Leistungen ein besonderes Engagement für die Gemeinschaft.

Darüber hinaus bezuschusst das Kultusministerium aus Mitteln des Kulturfonds Bayern die Bayerische Schülerakademie, die vom Verein Jugend und Wissenschaft e.V. organisiert und durchgeführt wird. Das Angebot richtet sich an besonders begabte Schüler der bayerischen Realschulen und Gymnasien der Jahrgangsstufen 7 bis 10 und findet in den Ferien statt. Anhand von Vorträgen, eigener Recherche, Diskussionen und Exkursionen setzen sich die Teilnehmer intensiv mit anspruchsvollen ethischen Fragen auseinander. Wichtige Kriterien für die Auswahl der Teilnehmer sind neben der Empfehlung der Schule soziales Engagement und Teamfähigkeit.

Zudem organisiert der Verein für Bildung und Begabung e. V. in den Sommerferien die SchülerAkademien (für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II, die in der Regel ein Gymnasium besuchen) und die JuniorAkademien (Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I, die eine Realschule oder ein Gymnasium besuchen), die ein vielseitiges und ein für Hochbegabte sehr ansprechendes Programm anbieten.

Ebenso unterstützen zahlreiche Stipendienprogramme Jugendliche dabei, ihre eigenen Begabungen weiter zu entfalten. Das bayerische Kultusministerium fördert im Programm „Talent im Land – Bayern“ seit 2005 begabte und engagierte Schülerinnen und Schüler, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft Hürden zu überwinden haben.



Schulartspezifische Angebote zur Begabtenförderung

In jeder Schulart stehen besondere Angebote der Begabtenförderung für Schülerinnen und Schüler. Diese sind passgenau zum Profil und Aufbau der jeweiligen Schulart angelegt und ermöglichen so begabungsgerechte und schülerorientierte Förderung.

Die Grundschule ist die erste gemeinsame Schule für alle schulpflichtigen Kinder. Entsprechend groß ist die Bandbreite an Fähigkeiten und Begabungen. Die Heterogenität der Schülerinnen und Schüler ist Herausforderung und Chance für den Unterrichtsalltag. Der individuellen Förderung der Schülerinnen und Schüler kommt in der Grundschule ein hoher Stellenwert zu. Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler in ihrer Selbstverantwortung für den eigenen Lernprozess zu stärken, Leistungsmotivation und ein positives Selbstbild aufzubauen sowie soziales Verhalten einzuüben.

Lernangebote sowie kooperative Lernformen sind Basis für ein gemeinsames Lernen auf individuellem Niveau in einer heterogenen Lerngruppe.

Kinder mit besonderen Begabungen bedürfen einer individuellen Förderung, die sich an ihren Fähigkeiten orientiert und Herausforderungen schafft, und es ist Aufgabe der Lehrkräfte, im Unterricht auf diese kontinuierliche Förderung zu achten.

Die Einrichtung von eigenen Klassen oder Schulen für besonders begabte Kinder im Bereich der Grundschule ist daher in Bayern nicht vorgesehen. Stattdessen setzen wir auf individualisierende und differenzierende Maßnahmen innerhalb des Klassenverbands.

Die Beratung besonders begabter Kinder und deren Erziehungsberechtigter erfolgt an der Schule über die jeweilige Klassenleitung, Fachlehrkräfte, Beratungslehrkräfte oder Schulpsychologinnen und Schulpsychologen bzw. durch die Staatlichen Schulberatungsstellen.

Insbesondere Grundschulen mit dem Schulprofil Flexible Grundschule eignen sich für Kinder mit besonderen Begabungen. Die Profilschulen legen in ihrem Unterrichtskonzept einen besonderen Schwerpunkt darauf, die Verschiedenheit der Kinder gezielt für das Lernen zu nutzen. Flexible Grundschulen unterrichten ihre Schülerinnen und Schüler in jahrgangsgemischten Eingangsklassen (Jgst. 1 und 2), die die Kinder entsprechend ihrer individuellen Lern- und Leistungsentwicklung auch in einem Jahr durchlaufen können.

Besonders begabten Schülerinnen und Schülern kann auf Antrag der Erziehungsberechtigten das Überspringen gestattet werden, wenn zu erwarten ist, dass sie entsprechend ihrer Entwicklung und Leistungsfähigkeit den Anforderungen dieser Jahrgangsstufe gewachsen sind (vgl. § 14 Abs. 2 Satz 1 GrSO). Bei der Entscheidung sind die messbaren Leistungen ebenso zu würdigen wie die soziale Entwicklung.

Im Hinblick auf die Flexibilisierung des Einschulungsalters ist unter bestimmten Voraussetzungen auch eine Einschulung ohne Altersgrenze nach unten für Kinder möglich, die regulär erst ein Jahr später schulpflichtig würden (vgl. Art. 37 Abs. 1 BayEUG).

In der Mittelschule besteht die Möglichkeit, durch differenzierende Maßnahmen innerhalb des Unterrichts und zusätzliche Angebote auch mit Unterstützung von Förderlehrkräften besondere Begabungen von Schülerinnen und Schülern zu fördern.

Die bayerische Mittelschule beinhaltet ein begabungsgerechtes sowie schülerorientiertes Unterrichtsangebot in Regelklassen, Mittlere-Reife-Klassen, Vorbereitungsklassen, Praxisklassen und Deutschklassen, das der Heterogenität der Schülerinnen und Schüler an dieser Schulart Rechnung trägt und begabungsgerechte Abschlüsse für jede einzelne Schülerin bzw. jeden einzelnen Schüler bereithält (erfolgreicher Abschluss der Mittelschule, qualifizierender Abschluss der Mittelschule, mittlerer Schulabschluss an der Mittelschule). Dabei stehen die individuelle Förderung aller Stärken und Talente und die Erlangung der Ausbildungsreife der Schülerinnen und Schüler im Mittelpunkt.

Zudem wurde ab dem Schuljahr 2020/2021 bayernweit die Möglichkeit geschaffen, für leistungsorientierte Schülerinnen und Schüler Mittlere-Reife-Kurse in den Jahrgangsstufen 5 und 6 einzurichten. Diese M5/M6-Kurse können helfen, geeignete Schülerinnen und Schüler der Mittelschule frühzeitig auf die Aufnahme in den M-Zug vorzubereiten.

Das aus dem Schulversuch TAFF (Talente finden und fördern) entstandene Konzept sowie die durch den Schulversuch gewonnenen Erkenntnisse hinsichtlich der Stärkenorientierung entsprechen dem Selbstverständnis der bayerischen Mittelschule und sollen die Schulart weiter stärken. Zentrales Ziel des TAFF-Konzepts ist die Förderung von Begabungen (Stärken und Talenten) aller Schülerinnen und Schüler. Dabei wird der Schwerpunkt schulischen Handelns auf eine stärkenorientierte Pädagogik verlagert. Mit den hierzu entwickelten Fortbildungsangeboten stehen zusätzliche Werkzeuge für die individuelle Weiterbildung von Lehrkräften sowie Schulleiterinnen und Schulleitern zur Verfügung, um die Thematik der Stärkenorientierung noch nachhaltiger an der Schulart zu verankern.

Darüber hinaus beteiligt sich die bayerische Mittelschule an der Bund-Länder-Initiative Leistung macht Schule (LemaS).

Im Rahmen der Bestenförderung sind an mehreren bayerischen Realschulen für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler sogenannte Talentgruppen bzw. Talentklassen eingerichtet. Die Jugendlichen profitieren dadurch von einem breiten Bildungsangebot, wodurch sie in besonderem Maße gefördert und gefordert werden.

Nach dem Grundsatz des Enrichment, also der Erweiterung von Kompetenzen und Wissen durch zusätzliche Lernangebote, belegen sie dort ab der 7. Jahrgangsstufe den Unterricht in einem zweiten Profilfach. Am Ende der 10. Jahrgangsstufe wird darin eine zusätzliche Abschlussprüfung abgelegt. Das Bewerbungsportfolio wird dadurch bereichert.

Voraussetzungen zur Aufnahme in eine Talentgruppe bzw. Talentklasse sind überdurchschnittliche Leistungen am Ende der 6. Jahrgangsstufe. Von den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik soll höchstens eines die Note befriedigend aufweisen. Hinzu kommt ein Bericht über die Lern- und Leistungsentwicklung.

Im Bereich der Fremdsprachen können je nach Angebot der Schule die Fächer Französisch, Spanisch oder Tschechisch gewählt werden. Die Schülerinnen und Schüler erwerben dadurch Qualifikationen, die hervorragende Voraussetzungen für den Erwerb der allgemeinen Hochschulreife, aber auch für die berufliche Ausbildung bieten.

Ebenso ergeben die Fächer Physik, Betriebswirtschaftslehre/Rechnungswesen, Werken, Kunst, Musik sowie Ernährung und Gesundheit als zusätzliche Abschlussprüfungsfächer wesentliche Vorteile bei der beruflichen oder der schulischen Weiterbildung.

Die Organisationsform ist je nach Schule unterschiedlich: An größeren Realschulen können Talentklassen gebildet werden, in denen der Unterricht in eigenständigen Klassen stattfindet. An kleineren Realschulen ermöglichen sogenannte Talentgruppen den Unterricht im zusätzlichen Wahlpflichtfach.

Weitere Informationen zur Bestenförderung an der Realschule finden Sie im bayerischen Realschulnetz.

Zusätzliche Lehrangebote für leistungsfähige Gymnasiastinnen und Gymnasiasten bieten die sogenannten Pluskurse an den einzelnen Schulen vor Ort. Sie sind entweder eine sinnvolle Ergänzung zum Lehrplan eines regulären Faches oder ein besonderes Förderangebot aus einem wissenschaftlichen bzw. künstlerischen Gebiet.

Mit schulübergreifenden Anreicherungsprogrammen eröffnen die Ministerialbeauftragten für die Gymnasien in ihren Bezirken besonders begabten Kindern und Jugendlichen zudem ein über den jeweiligen Lehrplan hinausgehendes, anspruchsvolles Ergänzungsangebot, z. B. mit weiteren Fremdsprachen und Fächern wie Psychologie, Philosophie, Marketing oder Informatik. Methodisch kommt dabei dem fächerübergreifenden Unterricht, der Projektarbeit, dem bilingualen Unterricht oder auch der Einbeziehung von Mentoren aus Wirtschaft und Universität besondere Bedeutung zu.

Darüber hinaus existieren Programme unterschiedlicher Träger zur Förderung von begabten Gymnasiastinnen und Gymnasiasten in Form besonderer Ferienangebote.

Um leistungsstarke Schülerinnen und Schüler im täglichen Unterricht sowie mit besonderen zusätzlichen Angeboten wie projektorientierten Jahresarbeiten und Seminaren zu fördern, setzen auch die acht Kompetenzzentren für Begabtenförderung an Gymnasien vielfältige Impulse. Sie begleiten Schulen in ihrem Bezirk bei der Förderung besonders begabter Kinder und Jugendlicher und unterstützen Lehrkräfte mit entsprechenden Fortbildungen, um deren Diagnosefähigkeit und Förderkompetenzen noch weiter zu stärken.

In Hochbegabtenklassen – derzeit an neun bayerischen Gymnasien – werden Schülerinnen und Schüler mit Spitzenbegabungen ergänzend zu dem an der Stundentafel und an den Lehrplänen orientierten Unterricht durch besondere Unterrichts- und Betreuungsangebote in ihrer kognitiven, emotionalen und sozialen Entwicklung gefördert.

Innerhalb der sogenannten Individuellen Lernzeitverkürzung können besonders leistungsbereite und motivierte Schülerinnen und Schüler im neunjährigen Gymnasium die Lernzeit bis zum Abitur individuell um ein Jahr verkürzen.

Das Überspringen einer Jahrgangsstufe stellt eine weitere akzelerierende Maßnahme dar.

Bei der Begabtenförderung am Gymnasium setzt Bayern zudem auf die Vernetzung von Schule und Hochschule mit zielgruppenbezogenen Angeboten, wie z. B. dem TUMKolleg an den Gymnasien in Gauting und Garching, aber auch an anderen Standorten, sowie Formen des Frühstudiums (Art. 42 Abs. 3 BayHSchG) und Unitage. Während beim Frühstudium eine Festlegung auf ein bestimmtes Fach erforderlich ist, bietet der Unitag eine breite Propädeutik im Sinne eines einführenden studium generale. Da es gerade Hochbegabten oft nicht leichtfällt, sich wegen ihrer vielfältigen Interessen und Talente auf ein Fachgebiet festzulegen, erhalten sie so wertvolle Hilfe bei der Studien- und Berufsorientierung.

Zudem wird es ausgewählten Gymnasiastinnen und Gymnasiasten der zwölften Jahrgangsstufe, die sich hauptsächlich aus den Hochbegabtenklassen rekrutieren, ermöglicht, an einem dreitägigen Seminar teilzunehmen, bei dem neben der Fähigkeit zur Selbstbeobachtung und –reflexion vor allem die sogenannten „Softskills“ gezielt geübt werden. Hierfür konnten professionelle Trainerinnen und Trainer gewonnen werden, mit denen das Elitenetzwerk Bayern kooperiert.

Darüber hinaus bestehen am Gymnasium finanzielle, fachliche und persönlichkeitsbildende Fördermaßnahmen (z. B. Oskar-Karl-Forster-Stipendium).

Herausragende Leistungen der Abiturientinnen und Abiturientinnen können die Grundlage sein für eine Förderung nach der Schulzeit (z. B. durch das Max Weber-Programm oder die Stiftung Maximilianeum) .

Der Bildungsgang „Duale Berufsausbildung und Fachhochschulreife“ (DBFH) wendet sich an Jugendliche, die eine betriebliche Berufsausbildung durchlaufen. Im Rahmen von DBFH werden in einem integrativen Ansatz zwei sonst aufeinander folgende Bildungsgänge – Berufsausbildung mit Berufsschule und anschließend Besuch der Berufsoberschule – miteinander verzahnt und in enger Kooperation mit den beteiligten Ausbildungsbetrieben angeboten. Mit DBFH verbunden ist eine Ausweitung des Berufsschulunterrichts auf zwei Tage pro Woche; im letzten Halbjahr erhalten die Schülerinnen und Schüler Vollzeitunterricht an der Fachoberschule und nehmen auch an der Fachabiturprüfung der Fachoberschule teil. Die Absolventen dieses sehr anspruchsvollen Bildungsgangs haben gute Chancen, über den anschließenden einjährigen Besuch der Berufsoberschule auch das Abitur (die Berechtigung zum Universitätsstudium) zu erlangen.

Im Rahmen von Berufsschule Plus – BS+“ wird seit dem Schuljahr 2008/2009 parallel zu einer mindestens zweijährigen Berufsausbildung die Fachhochschulreife erworben. Dabei wird Zusatzunterricht außerhalb der regulären Berufsschulzeiten und im Unterschied zu DBFH außerhalb der Arbeitszeit im Ausbildungsbetrieb an ausgewählten Berufsschulstandorten in ganz Bayern angeboten. Dieser Unterricht findet in der Regel samstags oder abends statt. Neben dem Abschluss einer beruflichen Erstausbildung können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann nach drei Jahren mit dem Ablegen der Ergänzungsprüfung zum Erwerb der Fachhochschulreife in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik die Fachhochschulreife erlangen. Am Bildungsgang „Berufsschule Plus“ können auch geeignete Berufsfachschülerinnen und Berufsfachschüler teilnehmen. Das Angebot „Berufsschule Plus“ ist mittlerweile bayernweit an über 30 Berufsschul-Standorten verfügbar.

Vom Staatsministerium organisierte Ferienseminare für besonders interessierte und leistungsfähige Schülerinnen und Schüler der Wirtschaftsschule (Jahrgangsstufe 9) und Berufsfachschule sowie Berufsschule, Fachoberschule und Berufsoberschule (jeweils unterschiedliche Jahrgangsstufen) vermitteln über den Unterricht hinaus anregende und bereichernde Kenntnisse in Vorträgen sowie Exkursionen und bieten Gelegenheit zu Gesprächen mit bekannten Persönlichkeiten aus Kultur, Politik, Wirtschaft und Verwaltung. Maßstab für die Auswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die Ministerialbeauftragten und das Staatsministerium ist neben rein schulischen Leistungen ein besonderes Engagement für die Gemeinschaft.

Das Max Weber-Programm richtet sich an alle Schulen in Bayern, die eine Hochschulzugangsberechtigung (Fachhochschulreife, fachgebundene bzw. allgemeine Hochschulreife) vermitteln. Hochbegabte Schülerinnen und Schüler der Fachoberschulen und Berufsoberschulen sowie hochbegabte Schülerinnen und Schüler weiterer beruflicher Schulen können über die Eliteprüfung beim zuständigen Ministerialbeauftragten für die Fachoberschulen und Berufsoberschulen in das Max-Weber-Programm aufgenommen werden.

Besonders begabte Absolventinnen und Absolventen der Fachoberschulen und Berufsoberschulen mit allgemeiner Hochschulreife können in die Stiftung Maximilianeum aufgenommen werden.



Angebote bei Begabungen in einzelnen Bereichen

Bei Einzelbegabungen in bestimmten Bereichen stehen den Schülerinnen und Schüler ebenfalls besondere Angebote zur Verfügung.

Die Entwicklungen im Leistungssport stellen immer höhere Anforderungen auch an den Nachwuchsbereich und weisen dadurch der Harmonisierung der konkurrierenden Ansprüche von Schule und Nachwuchsleistungssport eine Schlüsselfunktion zu. Gerade deshalb misst die Bayerische Staatsregierung der Einrichtung leistungsfähiger Schule-Leistungssport-Verbundsysteme (Schule, Sport und Internat) für sportlich besonders begabte Schülerinnen und Schüler sowohl im olympischen Sommersportals auch im olympischen Wintersportgroße Bedeutung bei. Auf der Grundlage von mit dem Olympiastützpunkt Bayern abgestimmten verbandlichen Konzeptionen wurden in Bayern diese Schule-Leistungssport-Verbundsysteme etabliert – allen voran die vier vom Deutschen Olympischen Sportbund mit dem Prädikat „Eliteschulen des Sports“ ausgezeichneten Partnerschulen des Leistungssports an den Standorten Berchtesgaden, Oberstdorf, Nürnberg und München. Sie bieten auch die Möglichkeit einer Internatsunterbringung und damit des Quereinstiegs.

Zusätzlich bestehen

  • am Standort München, Nürnberg und Augsburg vom Deutschen Fußballbund akkreditierte Eliteschulen des Fußballs und
  • „Partnerschulen des Wintersports“, an denen Talente des olympischen Wintersports an vom Bayerischen und Deutschen Skiverband ausgewählten Standorten in den Jahrgangsstufen 5 mit 8 heimatortnah gefördert werden; ab der Jahrgangsstufe 9 wird die Bündelung herausragender Nachwuchssportler an den beiden Eliteschulen des Wintersports in Berchtesgaden bzw. Oberstdorf angestrebt.
  • Alle Schule-Leistungssport-Verbundsysteme in Bayern wenden sich an Schülerinnen und Schüler, die als herausragende sportliche Talente von den am Projekt beteiligten Sportfachverbänden benannt werden. Sie fördern diese auf der Grundlage einer klaren Aufgabentrennung für die schulische bzw. leistungssportliche Ausbildung.
  • Schule: Leistungssportlich besonders talentierte und entsprechend von den Sportfachverbänden gesichtete Schülerinnen und Schüler werden an den Partnerschulen meist in Leistungssportklassen zusammengeführt, die Stundenplanfenster für vormittägliche Trainingseinheiten und pädagogische Sondermaßnahmen wie Hausaufgabenbetreuung und Nachführunterricht vorsehen. Der Zusammenschluss der drei weiterführenden Schularten in einem Verbundsystem ermöglicht dabei einen Wechsel zwischen den Schularten ohne Einschränkung der leistungssportlichen Förderung.
  • Sport: Die leistungssportliche Ausbildung und Betreuung der Nachwuchsleistungssporttalente, d. h. insbesondere die Bereitstellung geeigneter Trainer und Sportstätten, obliegt dem jeweiligen Sportfachverband alleinverantwortlich.

Kinder und Jugendliche, die über eine Begabung im musisch-künstlerischen Bereich verfügen, erfahren am musischen Gymnasium eine besondere Förderung ihrer Fähigkeiten durch eine stärkere Betonung der Fächer Musik und Kunst.

Im Pilotprojekt „Kulturschulen in Bayern“, das in Kooperation mit der Stiftung Mercator durchgeführt wird, entwickeln ausgewählte Förder-, Mittel-, Realschulen und Gymnasien ein künstlerisch-kulturelles Schulprofil.

In Kooperationen mit den Dienststellen der Ministerialbeauftragten bieten einzelne Gymnasien als „Begabungsstützpunkt“ Angebote im künstlerischen Bereich an, die sich auch an Schülerinnen und Schüler der Gymnasien im Einzugsbereich der Schule richten.

Das Bayerische Realschulstreichorchester fördert zudem alle Realschülerinnen und Realschüler, die ein Streichinstrument gut spielen und ihr Können gerne weiterentwickeln möchten. Diese Möglichkeit der Begabtenförderung kann auch ein Anschluss an die Streicherklassenarbeit der Jahrgangsstufen 5 und 6 sein.

Auch im Rahmen von Wahlkursen und Profilkursen werden an den Schulen Begabungen im Bereich Musik, Kunst, Fotografie, Film, Architektur, Produkt- und Kommunikationsdesign gefördert. In den Bereichen Theater und Film sowie Musik können Schülerinnen und Schüler sich beispielsweise zum Junior Assistant ausbilden lassen.

Bayernweite Wettbewerbe wie beispielsweise die Filmtage Bayerischer Schulen, die Theatertage Bayerischer Schulen oder der zusammen mit dem Bayerischen Rundfunk veranstaltete Wettbewerb „crossmedia“spornen die Schülerinnen und Schüler an, in und außerhalb des Unterrichts kreative Projekte zu entwickeln und durchzuführen.

Die Stiftung art 131 führt zahlreiche Projekte für Schülerinnen und Schüler bzw. Schülergruppen in den Bereichen Theater, Film, Bildende Kunst, Musik und Neue Medien durch, wie beispielsweise „Besucherpi.lot“, „Kunstpaten“ oder das „vbw-Festivalorchester“.

Sprachlich begabte Schülerinnen und Schüler können sich für das Kulturfonds-Stipendium „Botschafter Bayerns“ bewerben. Das Teilstipendium ermöglicht 15 bayerischen Schülerinnen und Schülern, ein Schuljahr in Partnerländern Bayerns zu verbringen.

An neun Gymnasien in Bayern können sprachlich begabte Jugendliche neben der deutschen Allgemeinen Hochschulreife auch das französische Baccalauréat (AbiBac)erwerben. In diesem Bildungsgang erhalten die Schülerinnen und Schüler zusätzlich intensiven französischsprachigen Sachfachunterricht. Sie legen ergänzend zur regulären Abiturprüfung auch einen französischsprachigen Prüfungsteil ab. AbiBac-Absolventen verfügen nicht nur über die formale Berechtigung, ein Hochschulstudium oder eine berufliche Ausbildung oder Tätigkeit sowohl im eigenen Land als auch in Frankreich aufzunehmen; sie sind darüber hinaus nach ihren geistigen Voraussetzungen und dem Niveau ihres Wissens und ihrer Fähigkeiten bestmöglich auf die Anforderungen in diesen Bereichen vorbereitet.

In Bayern nehmen derzeit das Karl-Theodor-von-Dalberg-Gymnasium Aschaffenburg, das Dientzenhofer-Gymnasium Bamberg, das Gymnasium Buchloe, das Ohm-Gymnasium Erlangen, das Werner-Heisenberg-Gymnasium Garching, das Dante-Gymnasium München, das Oskar-von-Miller-Gymnasium München, das Neue Gymnasium Nürnberg sowie das Werner-von-Siemens-Gymnasium Regensburg an diesem Modell teil.

Der Bundeswettbewerb Fremdsprachen und „Jugend debattiert“sind von der KMK besonders empfohlene und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Schülerwettbewerbe. Auf Landesebene werden diese Schülerwettbewerbe vom bayerischen Kultusministerium veranstaltet.

Für besonders begabte Schülerinnen und Schüler im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich werden eine Reihe von Wettbewerben angeboten, in denen sie ihre Fähigkeiten, teilweise auch fächerübergreifend, unter Beweis stellen und weiterentwickeln können. Folgende teils vollständig, teils anteilig aus Landesmitteln finanzierte Wettbewerbe ermöglichen sowohl Breiten- als auch Spitzenförderung:

Landeswettbewerb Mathematik

Bundeswettbewerb Mathematik

Mathematik-Olympiaden

„Jugend forscht“ bzw. „Schüler experimentieren“

Landeswettbewerb „Experimente Antworten“

„Junior.ING“

Häufig sind diese Wettbewerbe für erfolgreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit vertiefenden (Ferien-)Seminaren verbunden. So finanziert das Staatsministerium folgende Seminare komplett bzw. anteilig u. a. als Vorbereitung für die Teilnahme an den bundesweiten Wettbewerben:

Weitere Angebote für Begabte bilden die aktuell vier bayerischen Schülerforschungszentren in Oberfranken, Erlangen und Würzburg sowie im Berchtesgadener Land. Dort erhalten einzelne Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit zum ideengeleiteten Forschen unter individueller Betreuung von Lehrkräften.

Auch einzelne Schulen widmen sich in besonderer Weise der MINT-Förderung. So kooperieren im Rahmen des TUMKollegs das Werner-Heisenberg-Gymnasium Garching und das Otto-von-Taube-Gymnasium Gauting mit der Technischen Universität München und ermöglichen so Begabten bereits während der Qualifikationsstufe Forschungsmöglichkeiten an den Lehrstühlen der Universität. Am Friedrich-Koenig-Gymnasium Würzburg wurde eine Naturwissenschaftliche Schwerpunktklasse eingerichtet. Dieses Zusatzangebot im Naturwissenschaftlich-technologischen Zweig richtet sich an Schülerinnen und Schüler, die gerne zu verschiedenen MINT-Bereichen experimentieren und ein tieferes Verständnis naturwissenschaftlicher Zusammenhänge erlangen wollen.

Schülerinnen und Schüler mit besonderen Begabungen in einzelnen Feldern finden, wie oben erwähnt, auch in Landes- und Bundeswettbewerben zu ihren spezifischen Interessensgebieten zusätzliche motivierende Herausforderungen.


Leistung macht Schule (LemaS)

Die bayerischen Förderangebote für besonders begabte Schülerinnen und Schüler werden ergänzt durch die gemeinsame Bund-Länder-Initiative „Leistung macht Schule“. Maßgeblich für den Start der Initiative war die von der Kultusministerkonferenz (KMK) beschlossene „Förderstrategie für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler“ . Sie zielt darauf ab, Lernbedingungen für Leistungsstarke zu schaffen, die ihnen eine optimale Entfaltung ihrer Potenziale und ihrer Persönlichkeit ermöglichen.

Die Idee, die „Leistung macht Schule“ zugrunde liegt, ist die enge Verzahnung von Wissenschaft und Praxis: einem Forschungsverbund von 17 beteiligten Universitäten unter der Federführung von Frau Prof. Dr. Gabriele Weigand (PH Karlsruhe) und teilnehmenden LemaS-Schulen aus ganz Deutschland. Nahmen in der ersten Phase noch 47 bayerische Schulen teil, sind es nun über 120 in der Transferphase. Sie umfassen eine Vielzahl an Grund-, Mittel-, Real-, Förder- und Wirtschaftsschulen sowie Gymnasien.

Die Bund-Länder-Initiative ist auf zehn Jahre angelegt und gliedert sich in zwei Phasen:

  • Während die Schulen in der ersten Phase (bis 2023) zusammen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem Forschungsverbund Konzepte für die diagnosebasierte Förderung sowie fachdidaktische Materialien für den Unterricht als transferierbare Produkte entwickelten, werden nun in der daran
  • anschließenden Phase (2023 – 2028) die bereits in der ersten Phase teilnehmenden Schulen als Multiplikatoren ihre Erfahrungen und ihr Wissen an neu teilnehmende Schulen weitergeben. So haben die erarbeiteten Erkenntnisse aus Praxis und Wissenschaft das Potenzial, langfristig der Weiterentwicklung einer Vielzahl von Schulen zu dienen.

Die beschrittene Wissenschaft-Praxis-Brücke ist die Stärke der Initiative, denn beide Felder konnten bei der Entwicklung und Erprobung neuer Konzepte, die nun an die neu teilnehmenden Schulen weitergegeben werden, ihre Expertise gewinnbringend einbringen. Von großer Bedeutung sind auch die bayerischen LemaS-Schulnetzwerke, die es den Schulen ermöglichen, ihre Ideen im Erfahrungsaustausch mit anderen Teilnehmerschulen kontinuierlich weiterzuentwickeln. Das Ziel der Bund-Länder-Initiative ist eine möglichst umfassende Etablierung der Begabtenförderung in der Schullandschaft. Leistungsstarke und potenziell besonders leistungsfähige Schülerinnen und Schüler sollen dabei unterstützt werden, ihre Begabungen gewinnbringend auszuschöpfen.

Die Wahl des inhaltlichen Schwerpunktes ist dabei so vielfältig wie auch Begabungen an sich: Während einige Schulen in der ersten Phase im Bereich der Diagnostik, des selbstregulierten Lernens oder der Sprachen aktiv waren, haben andere sich im MINT-Bereich weiterentwickelt.

Einen besonderen Stellenwert nimmt zudem ein Mentoring-Programm ein, das auch in der Transferphase unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Heidrun Stöger (Universität Regensburg) in Kooperation mit Herrn Prof. Dr. Albert Ziegler (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) durchgeführt wird: CyberMentor Plus, ein digitales Experten-Mentoring für MINT-interessierte Schülerinnen zwischen 11 und 19 Jahren. Die Mädchen erhalten hier für mindestens ein Jahr eine persönliche Mentorin, die ein MINT-Fach studiert oder im MINT-Bereich beruflich tätig ist. Auf einer geschützten Online-Plattform können sich die Mädchen mit ihrer Mentorin, aber auch mit zahlreichen anderen MINT-interessierten Schülerinnen, über MINT-Themen und -Berufe austauschen und gemeinsam an Projekten arbeiten. Die Zusammenarbeit erfolgt über Foren, Chats und ein Plattform-internes Mail-System. Darüber hinaus werden alle Mädchen an ihren Schulen von einer Lehrkraft aus dem MINT-Bereich in einer MINT-AG betreut, innerhalb derer sich die Mentees der Schule austauschen und gemeinsam MINT-Projekte durchführen. Die beiden bayerischen Universitäten begleiten das Projekt durch Fortbildungen für die beteiligten Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, Begleitforschung und kontinuierliche Adaption des Programms an die jeweiligen Bedürfnisse. Die externen Mentorinnen unterstützen die Mädchen nicht nur in der gemeinsamen Projektarbeit, sondern agieren zudem als positive Rollenmodelle, geben vertiefte Einblicke in den MINT-Arbeits- und Studienalltag, stehen für Fragen zur Verfügung und unterstützen so eine Studien- bzw. Berufsorientierung der Mädchen im MINT-Bereich. Dabei sprechen die Zahlen für sich: Ehemalige Teilnehmerinnen von CyberMentor entschieden sich zu 62% später für MINT-Studiengänge und -Berufe. Damit wählten sie deutlich häufiger MINT als Schülerinnen ihrer jeweiligen Alterskohorte (31%).


Unterstützung für Lehrkräfte

Lehrkräfte erhalten insbesondere durch ein vielfältiges Fortbildungsangebot sowie Handreichungen konkrete Hilfestellungen, die ihnen im schulischen Alltag wertvolle Anregungen bieten.

Fortbildungsangebote

Das Thema Begabtenförderung ist in der Ausbildung der Lehrkräfte aller Schularten und insbesondere in der Ausbildung der Beratungslehrkräfte und Schulpsychologinnen und Schulpsychologen verankert.

Im Bereich der Staatlichen Lehrerfortbildung gibt es auf allen Ebenen (zentral an der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung ALP Dillingen, regional im Bereich der Dienststellen der Ministerialbeauftragten bzw. Regierungen), lokal (im Bereich der Staatlichen Schulämter) sowie schulintern (im Bereich der Einzelschule) ein breites, bedarfs- und zielgruppengerechtes Angebot an Fortbildungsveranstaltungen zum Themenfeld der Begabtenförderung mit dem Ziel, die Diagnosefähigkeit der Lehrkräfte zu verbessern und sinnvolle Fördermaßnahmen anzuregen.

Zentrale Informationen liefert hierzu auch das Portal „Besonders Begabte finden und fördern“ der ALP sowie die Staatliche Schulberatung.

Neben den Fortbildungsangeboten gibt es weitere Unterstützungsangebote für die bayerischen Lehrkräfte, so z. B. zahlreiche Handreichungen des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) München zu verschiedenen Aspekten der Begabtenförderung.

Projekt „Besondere Begabungen an bayerischen Grundschulen finden und fördern“

Das Projekt „Besondere Begabungen an bayerischen Grundschulen finden und fördern“ führt das bayerische Kultusministerium mit finanzieller Unterstützung der Karg-Stiftung durch. Ausgehend von den Ergebnissen einer von Prof. Heller (Ludwig-Maximilians-Universität München) durchgeführten wissenschaftlichen Studie an bayerischen Grundschulen über den Aus- und Fortbildungsstand von Grundschullehrkräften zum Thema „Besondere Begabungen“ wurden in einem Arbeitskreis am Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung umfassende Arbeitsmaterialien erstellt.

Darauf aufbauende Fortbildungsmaßnahmen sehen vor, dass speziell fortgebildete Schulpsychologinnen und Schulpsychologen sowie Beratungslehrkräfte in Zusammenarbeit mit den Staatlichen Schulberatungsstellen und den Regierungen regionale Konzepte erarbeiten und Multiplikatoren vor Ort schulen.

Das Ziel dieser Fortbildungsinitiative besteht darin, in der unmittelbaren Umgebung jeder bayerischen Grundschule eine Ansprechpartnerin bzw. einen Ansprechpartner zu haben,

  • der/die speziell dafür fortgebildet ist, Kinder mit besonderen Begabungen zu identifizieren und entsprechend zu fördern und
  • der/die als Ansprechpartner für Schulleitung, Lehrkräfte und vor allem auch für Eltern fungieren kann.

Die Verbesserung der Diagnosefähigkeit der Lehrerinnen und Lehrer soll dazu führen, besonders begabte Schülerinnen und Schüler, die weit hinter ihrem Leistungspotenzial zurückbleiben, rechtzeitig zu identifizieren und sie durch entsprechende Maßnahmen zu unterstützen.

Die aktuellen Multiplikatoren für die einzelnen Regionen sind auf den Seiten der Staatlichen Schulberatungsstellen unter dem jeweiligen Regierungsbezirk zu finden oder bei den dort aufgeführten Ansprechpartnern zu erfragen.


Weitere Initiativen

In Bayern besteht eine Reihe von Vereinigungen und Initiativen mit unterschiedlichen Zielsetzungen und mit einem umfangreichen Beratungsangebot für Hochbegabte und deren Eltern.

Mittlerweile gibt es in Bayern beispielsweise an zahlreichen Standorten sogenannte „Kinderunis“. Diese bieten Kindern zwischen acht und zwölf Jahren die Möglichkeit, sich im Rahmen von Vorlesungen, Seminaren und Workshops in altersgerechter Weise mit spannenden Themen aus unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen auseinanderzusetzen.

Darüber hinaus gibt es länderübergreifende Angebote, beispielsweise der Bund-Länder-Initiative Bildung und Begabung oder der Karg-Stiftung.

Schließlich bereichern auch zahlreiche lokale Initiativen die bayerische (Hoch-)Begabtenförderung.

Stand: 21. Juni 2024

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